Zwischen Tundra, Varangerfjord und Eismeer liegen zwei meiner liebsten Straßen Norwegens: die Norwegische Landschaftsroute Varanger, die manchen vielleicht unter ihrem offiziellen Untertitel „Die Straße zum Eismeer“ bekannt sein könnte, und die Fv 890, die im Westen der Varanger Halbinsel von der Brücke Tana Bru über das Fjell bis nach Berlevåg führt. Beide Straßen erschließen eine der entlegensten Regionen Europas – rau, karg und von faszinierender Schönheit.
In diesem Beitrag stelle ich die offizielle Landschaftsroute und die etwas weniger bekannte, aber landschaftlich ebenso eindrucksvolle Fv 890 vor. Zu den Reiserouten findest du eine Map, die die geografische Lage und Streckenführung zeigt. Anschließend folgen praktische Hinweise zu Reisezeit, Geografie und Streckenbedingungen, bevor ich die schönsten Highlights entlang beider Straßen zusammenfasse – von stillen Stränden und Vogelbeobachtungspunkten über charmante Küstenstädtchen, dunklen Legenden bis hin zu Wildlife-Begegnungen und Aussichtspunkten mit unvergesslicher Weitsicht.
Ich hoffe, du findest ganz viel Inspiration und Reiselust für diese faszinierende Region Norwegens. Und damit wünsche ich dir viel Freude beim Schmökern!

Inhalt
Reise zur Varanger Halbinsel – Einführung & Überblick
🇳🇴 Norwegisch: Varangerhalvøya
Nordsamisch: Várnjárga
⚲ Lage: ganz im Osten der norwegischen Provinz Finnmark
⭮ Fläche: ~ 5.800 km²
Zwei Routen und ein Ziel: Die Varanger Halbinsel in Nordnorwegen. Diese liegt im äußersten Nordosten Norwegens, zwischen dem Tanafjord im Westen, dem Varangerfjord im Süden und der Barentssee im Norden und Osten. Sie umfasst rund 5.800 Quadratkilometer und unterteilt sich in die Kommunen Vadsø, Båtsfjord, Berlevåg, Vardø sowie Teile von Tana und Nesseby. Der größte Teil der Halbinsel steht unter Naturschutz: Der Varangerhalvøya-Nationalpark bewahrt eine 1.804 Quadratkilometer große Tundralandschaft und zahlreiche arktische Ökosysteme. Die gesamte Halbinsel ist ein wichtiger Lebensraum für den Polarfuchs und das Logotier des Nationalparks ist die Falkenraubmöwe.
Landschaft und Geografie
Die Halbinsel ist durch ein welliges Hochplateau geprägt, das überwiegend zwischen 200 und 600 Metern über dem Meer liegt. Die höchsten Erhebungen erreichen etwa 630 Meter. Widerstandsfähige Gesteine wie Quarzit und Sandstein bestimmen die höheren Zonen, während weichere Schiefer- und Tonsteinschichten Täler bilden. All die eindrucksvollen Landschaften wurden maßgeblich durch dicke Gletscherschichten während der letzten Eiszeit geprägt. Geologisch gehört Varanger zu den ältesten Regionen Europas.
Anreise und Erreichbarkeit
Die Region ist über Kirkenes per Flugzeug mit mehreren täglichen Verbindungen nach Oslo gut angebunden. Von Kirkenes gibt es Anschlussflüge nach Vadsø, Vardø, Båtsfjord und Berlevåg. Straßenverbindungen bestehen ganzjährig, einzelne Gebirgspässe zu Küstenorten sind im Winter meist vorübergehend geschlossen.

Reisezeit auf der Varanger Halbinsel: Klima und Jahreszeiten
☼ Mitternachtssonne: 15. Mai bis 28. Juli
☾ Polarnacht: 25. November bis 17. Januar
Varanger liegt in der subpolaren bis arktischen Klimazone. In Vardø, der einzigen norwegischen Stadt in der arktischen Klimazone, überschreiten die Durchschnittstemperaturen kaum 10 °C. Entlang des Varangerfjords, zum Beispiel in Vadsø, sind die Sommer etwas milder. Heiße Luft aus Russland kann gelegentlich über 30 °C bringen, doch das kann jederzeit durch Nordwestwinde mit einstelligen Temperaturen abgelöst werden. Im Winter herrschen stabile, trockene Bedingungen im Inland, während die Küste häufiger Schneestürme erlebt. Zwischen Ende November und Mitte Januar bleibt die Sonne unter dem Horizont und im Sommer scheint zwischen Mitte Mai und Ende Juli die Mitternachtssonne.
Meine Empfehlung zur Reisezeit
Optimal für das individuelle Bereisen der beiden Küstenstraßen ist der Zeitraum zwischen Ende Mai und September. Dann sind Tageslicht, Straßenverhältnisse und Infrastruktur am stabilsten – saisonale Dienstleistungen haben auch wetterbedingt mit weniger Einschränkungen zu rechnen. Die Mitternachtssonne sorgt von Mitte Mai bis Ende Juli für maximale Nutzungszeit pro Tag, während im September wieder Ruhe in der Region einkehrt, dann ist es aber bereits kühler.
- Tageslicht/Flexibilität: 24 Stunden Helligkeit ab Mitte Mai ermöglicht lange Etappen, späte Foto-Stops und flexible Planung.
- Naturerlebnisse: Spätestens im Juni sind alle Zugvögel eingetroffen, die auf der Varanger Halbinsel brüten. Vor allem an den zahlreichen Beobachtungshütten gibt es dann am meisten zu sehen. Rentiere sind in großen Herden an den Küsten unterwegs und können wunderbar beobachtet werden.
- Infrastruktur: Zwischen Mitte Mai und Mitte Juni öffnen alle saisonal betriebenen Einrichtungen, wie Museen, Cafés oder Restaurants. Natürlich gibt es auch außerhalb der Hauptsaison öffentliche Einrichtungen, aber nur wenn sich der Betrieb auch durch die einheimische Bevölkerung lohnt.
- Straßenverhältnisse: Geringeres Risiko wetterbedingter Einschränkungen als im Winter. Konvoifahrten oder Straßensperrungen treten dann seltener auf.
- Wetter: Statistisch sind die Monate Juni bis September die mildeste Zeit des Jahres. Das ubarktisches Klima bleibt zwar kühl, aber der Zeitraum bietet die besten Chancen auf stabile Bedingungen.
Einen Hinweis für deinen Roadtrip
Die Norwegische Landschaftsroute Varanger gewinnt in den letzten Jahren erkennbar an Bekanntheit. Die Hauptsaison Juli/August ist insbesondere bei Camperreisenden zunehmend frequentiert. Mit dem Mietwagen oder dem eigenen Pkw wirst du dadurch wenig Einschränkungen spüren, lediglich falls du mit dem eigenen Camper an Aussichtspunkten parken möchtest, könnte es auch mal enger werden. Falls du die Region lieber ruhiger erkunden möchtest, lohnt sich der Juni oder die ersten September-Wochen – dann solltest du aber mit kühleren Temperaturen und nicht zu 100 % geöffneten Betrieben rechnen. Auf wechselhaftes Wetter solltest du grundsätzlich immer vorbereitet sein.




Im Fjell entlang der Fv 890 liegt noch Schnee.
Norwegische Landschaftsroute Varanger: Die Straße zum Eismeer
⟷ 160 km Länge ᨒ 0-123 m ü.d.M.
❄︎ Zwischen Smelror und Hamningberg ist die Straße in der Regel zwischen Oktober und Mitte Mai gesperrt.
Die Norwegische Landschaftsroute Varanger beginnt im Ort Varangerbotn am inneren Ende des Varangerfjords und führt über 160 km bis in das einstige Fischerdorf Hamningberg. Sie erschließt damit die Süd- und Ostküste der Varanger Halbinsel und führt durch eine Landschaft zwischen Fjorden, kahlen Plateaus und der offenen Barentssee, vorbei an Birkenwäldern, Moorlandschaften und imposanten Klippen. Und manchmal war ich mir nicht ganz sicher, ob ich vielleicht doch auf dem Mond unterwegs bin.
Hier kommst du vorbei
Bereits kurz nach dem Start liegt der Rastplatz Gornitak, ein restauriertes Steingebäude mit Kriegsvergangenheit. Wenige Kilometer weiter erreichst du die Kirche von Nesseby, eines der wenigen Gebäude, das den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand.
Die samische Kultur prägt Varanger bis heute. Straßenschilder sind zweisprachig, Rentiere gehören zum Landschaftsbild. Im Süden, rund um Vadsø, zeigt sich zudem der Einfluss finnischer Einwanderer aus dem 19. Jahrhundert, noch heute gilt die Stadt als „Kven-Hauptstadt“ Norwegens. Vadsø ist zugleich logistischer Mittelpunkt der Route – mit Hotels, zahlreichen Restaurants und Supermärkten und mit dem jährlichen Musikfestival Varangerfestivalen.
Östlich schließen sich die Dörfer Skallelv, Komagvær und Kiberg an, bevor du Vardø erreichst – die älteste Stadt Nordnorwegens. Sie beeindruckt durch Street Art, die Festung Vardøhus und das Steilneset-Denkmal, das an die Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts in der Finnmark erinnert.
Die letzte Etappe führt nach Hamningberg, einem stillen, farbenfrohen Küstendorf, das gelegentlich „Ende Europas“ genannt wird, denn dies ist der Streckenabschnitt, der im Winter für Monate im Schnee verschwindet.

Fv 890: Die eher stille Eismeerstraße von Varanger
⟷ 138 km Länge ᨒ 0-360 m ü.d.M.
❄︎ Der Gegirgspass über den Kongfjordfjellet ist im Winter häufig gesperrt.
Die Fylkesvei 890 ist eine rund 138 km lange Kreisstraße und verläuft über das Hochland der Varanger-Halbinsel. Sie verbindet die nördliche Barentsseeküste mit dem Tanafjord. Die Strecke gilt als eine der exponiertesten Straßen Nordnorwegens – einsam, windumtost und landschaftlich ganz besonders.
In den Wintermonaten wird die Fv 890 regelmäßig durch Schneestürme und Verwehungen unpassierbar. Wenn überhaupt, erfolgen Fahrten im Konvoi, begleitet von Schneepflügen. Selbst im Sommer bleibt das Klima rau: starker Wind, schnelle Wetterwechsel und Temperaturen, die selten über 10 °C steigen. Die Straße ist daher besonders bei Reisenden beliebt, die die abgeschiedene, ursprüngliche Seite der Finnmark erleben möchten.
Hier kommst du vorbei
Der Abschnitt zwischen Berlevåg und Kongsfjord ist knapp 38 km lang, wird auch Ishavsveien genannt und bietet freie Sicht auf die Barentssee. Ishavsveien ist Norwegisch und bedeutet übersetzt – Überraschung – so viel wie Eismeerstraße. Um die beiden Eismeerstraßen nun besser voneinander unterscheiden können, dabei soll dieser Beitrag helfen. Während die Landschaftsroute entlang der Süd- und Ostküste der Varanger Halbinsel verläuft und auf gesamter Länge den offiziellen Beinamen „Straße zum Eismeer“ trägt, wird bei der Fv 890 nur der Küstenabschnitt Eismeerstraße oder Ishavsveien genannt.
Anschließend an den Küstenabschnitt Ishavsveien folgt der 48 km lange Gebirgspass über den Kongsfjordfjellet. Auf rund 360 Höhenmetern wartet hier eine atemberaubend schöne Fjell-Landschaft. Die Straße windet sich in langen Bögen über offene Hochflächen, vorbei an kleinen Seen, Mooren und Geröllfeldern, bevor sie in Richtung Küste wieder abfällt. Weiter unten im Tal prägen niedrige Birken die Szenerie und im Sommer ein riesiger lila Blütenteppich mit Wald-Storchschnabel. Vom kleinen Örtchen Austertana führt die Fv 890 am Tanafjord entlang, vorbei am Naturreservat Tanamunningen, schließlich zum Fluss Tanaelva bis zur Brücke Tana Bru.

Beide Straßen auf einen Blick
Auf dieser Karte habe ich beide Straßen vom Start- bis zum Zielpunkt eingezeichnet. So kannst du deinen Roadtrip besser planen und die folgenden Ausflugstipps nachverfolgen.
Varanger erleben: Meine Highlights entlang der Eismeerstraße und
der Küstenstraße Fv 890
1. Eine riesige Sandbank im Eismeer
℗ Kleine geschotterte Haltebucht: GPS 70.802287, 29.256921
ⓘ Gedenkstätte Løkvika: GPS 70.788736, 29.307029
🚗 Fylkesvei 890
Weißer, karibisch wirkender Sand, der sich auf über einem Kilometer Länge in eine arktische Bucht schmiegt – eingerahmt von mächtigen Felswänden. Der Fluss Sandfjordelva bahnt sich einen Weg durch den Sand und löst damit den Strand an großen Teilen vom Festland – und so konnte die riesige Sandbank von Sanfjordstranden entstehen.
Sandfjordstranden liegt in Bucht Sandfjorden rund 13 Kilometer von Berlevåg entfernt am nördlichen Rand der Halbinsel Varanger‑Halbinsel. Auf einer Fahrt entlang des Ishavsveien auf der Straße Fv 890 kommst du unweigerlich daran vorbei. Östlich von der Sandbank gibt es einen großen Schotterparkplatz, direkt an der Gedenkstätte Løkvika, wo an eine Gruppe von Zivilisten und Partisanen erinnert wird, die sich 1941 im Untergrund gegen die deutsche Besatzung zur Wehr setzten. Auf großen Informationstafeln und in der kleinen rekunstruierten Hütte der Wiederstands-Familie Loe kannst du die ganze Geschichte dieses spannenden Ortes nachlesen.
Den besten Blick auf Sandfjordstranden hast du westlich davon. Es gibt am Straßenrand jedoch nur eine kleine geschotterte Stelle, um kurz anzuhalten und die Aussicht zu genießen. Falls der Platz schon besetzt ist, solltest du lieber weiterfahren und natürlich keinesfalls auf der Straße anhalten.



2. Berlevåg lässt das Herz für Fotografie höherschlagen
℗ Großer Parkplatz in der Ortsmitte: GPS 70.857902, 29.085367
ⓘ Wahrzeichen: Berlevåg Kirke, Skolegata 7, 9980 Berlevåg
🚗 Fylkesvei 890
Schon lange wollte ich mir den Ort ganz am Ende der Fv 890 einmal anschauen – der nördlichste Punkt einer jeden Varanger-Reise und so weit draußen, dass man sich die lange Anreise durchaus zwei Mal überlegen könnte. Zwei Jahre zuvor habe ich es nur bis Kongsfjord geschafft, und weil es mir selbst dort schon so gut gefallen hat, habe ich geahnt, dass Berlevåg meinem Geschmack entsprechen könnte. Ich habe mir also gleich für mehrere Tage eine Unterkunft gemietet, um alles genau erkunden zu können. Doch dass sich Berlevåg als DAS Sinnbild für mein Fotografie-Herz entpuppen könnte, damit habe ich nicht gerechnet.
Wissenwertes
Berlevåg liegt an der Nordküste der Varanger-Halbinsel, wo die Barentssee oft stürmisch an die Mole schlägt. Der Ort zählt rund 900 Einwohner*innen und lebt bis heute vom Fischfang und der Verarbeitung von Trockenfisch. Nach der vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde Berlevåg in den 1950er-Jahren modern wiederaufgebaut – mit der markanten sechseckigen Betonkirche als Wahrzeichen. Bekannt wurde der Ort durch den Dokumentarfilm Heftig og begeistret (internationaler Titel: Cool & Crazy) aus dem Jahr 2001, der den berühmten Männerchor porträtiert und zu einem Überraschungserfolg in Norwegen und später auch international wurde.
Heute ist Berlevåg vor allem ein Beispiel für die Widerstandskraft arktischer Küstengemeinden. Denn auch in Zeiten, wo viele Menschen das beschwerliche Leben auf dem Land hinter sich lassen und in größere, zentralere Städte ziehen – und die wohlgemerkt im Winter nicht nur per Seeweg erreichbar sind – wollen die Leute von Berlevåg bleiben, mit einem besonderen Sinn für Zusammenhalt und eigenwilliger Lebensfreude trotz widriger Umstände.
Herzensempfehlung
Vielleicht gefällt Berlevåg nicht allen, aber ich war von der ersten Minute vor Ort angetan. Es ist eine skurrile Mischung aus Lost Place und lebendigem Freilichtmuseum. Und das sage ich selbstverständlich nur aus den Augen einer Besucherin, denn hier leben wirklich Menschen und denen sollten wir in jedem Fall mit Respekt begegnen und keine Privatgrundstücke betreten. Stattdessen lohnt es sich, einfach mal einzutauchen in das Leben an der Barentssee. Ich hatte das Gefühl, der örtliche Supermarkt Spar ist nicht nur zum Einkaufen da, sondern dient auch als Treffpunkt der Einheimischen zum kleinen Plausch. Das ist eine gute Adresse für einen kleinen Vorgeschmack.
Ansonsten bin ich durch die Gegend geschlendert und habe mich in den vielen, kleinen Details verloren, die die spannendsten Geschichten erzählen. Schau einfach genau hin, es gibt so viel zu entdecken!












3. Vogelbeobachtung am Hafen von Vardø
℗ Schotterparkplatz in Hafennähe: GPS 70.380016, 31.118532
ⓘ Wahrzeichen: Festung Vardøhus, Festningsgaten 20, 9950 Vardø
🚗 Norwegische Landschaftsroute Varanger
Was in Vardø ganz schnell auffällt, ist die Präsenz von Dreizehenmöwen. Die mitteilungsfreudigen, weißen Vögel scheinen nahezu alle leerstehenden Gebäude übernommen zu haben. Auch hier im äußersten Osten der Varanger Halbinsel ist die Landflucht spürbar, umso schöner dass die Vögel ordentlich Trubel in die Stadt bringen und dass es so immer etwas zu sehen gibt.
Grundsätzlich hat Vardø aber viel zu bieten, sodass sich auch ein Besuch für Nicht-Vogelinteressierte lohnt. Es gibt mehrere Museen, Gedenkstätten und spannende Skulpturen, kleine Cafés und ein paar Geschäfte. Der Hafen ist Zentrum von alledem und befindet sich genau in der Mitte der beiden Inselteile, über die sich Vardø erstreckt. Vardø ist übrigens die östlichste Stadt Norwegens und liegt sogar östlicher als Istanbul oder Sankt Petersburg – kaum zu glauben, oder?
Eiderenten
Auf dem östlichen Inselteil befindet sich ein Schotterparkplatz direkt in Hafennähe, der sich bestens eignet, um die kleine Stadt zu erkunden. Von hier aus ist alles fußläufig erreichbar und der Parkplatz kann gebührenfrei genutzt werden. Sobald du dich der großen Hafenmohle näherst, kannst du nach dem ein oder anderen Entenschwarm Ausschau halten. Denn hier habe ich bisher bei jedem Besuch Eiderenten entdeckt, oftmals sogar in großer Anzahl von 20 bis 30 Tieren. Wenn du dich unauffällig verhältst, kommen sie vielleicht für eine kurze Rast an Land.
Die Eiderente ist die größte nordische Entenart und gehört zu den Meerenten. Sie nistet bevorzugt auf kleinen Inseln, Schären und in geschützten Buchten der Barentssee und des Varangerfjords. Während der Brutzeit zeigen die Männchen ihr kontrastreiches schwarz-weißes Gefieder, die Weibchen sind braun gefärbt und an Land perfekt getarnt. Die Vögel ernähren sich überwiegend von Muscheln und Krustentieren, die sie tauchend auf dem Meeresboden aufsammeln.


4. Ausflug nach Båtsfjord – Abstecher zur Fv 891
℗ großer Schotterparkplatz beim Supermarkt: Havnegata 2-4, 9990 Båtsfjord
ᨒ↟ Sherpa-Treppe: GPS 70.618193, 29.710457
🚗 Fylkesvei 890 → Fylkesvei 891
Der See Geatnjajávri liegt im Fjell auf einer Höhe von rund 250 Metern. Genau hier erreichst du eine Kreuzung – entweder du biegst links ab und folgst der Fv 890 weiter in Richtung Kongsfjord oder du wählst die Fv 891 rechts, die weiter in Richtung Nordosten führt. Der Fv 891 folgend, erreichst du nach knapp 30 Kilometern den Båtsfjord und den gleichnamigen Ort Båtsfjord. Obwohl ich noch nie in Alaska war, musste ich bei meiner Ankunft in Båtsfjord sofort an Alaska denken. Das ist vielleicht Quatsch, aber bestimmt ist es dieses extreme Arktis-Feeling, das dieser Ort verströhmt und was mich sofort an herumstreunende Eisbären denken lässt – die aus dem norwegischen Festland übrigens nicht gibt. 😉
Båtsfjord liegt an der Nordküste der Varanger Halbinsel und ist einer der aktivsten Fischereihäfen Nordnorwegens. Rund 2.200 Menschen leben hier, viele von ihnen arbeiten in der Fischverarbeitung oder auf See. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Båtsfjord fast vollständig zerstört und anschließend als moderne Küstensiedlung neu aufgebaut. Heute prägen moderne Industrieanlagen, bunte Holzhäuser, ebenfalls viele Dreizehenmöwen und ein lebendiger Hafen das Ortsbild. Im Sommer legen regelmäßig Schiffe der Hurtigruten an. Bei deinem Besuch Båtsfjord erlebst du eine Mischung aus Fischerei-Arbeitsalltag und authentischem Küstenleben.
Tipp: Wandern kannst du hier auch sehr gut, denn Båtsfjord beheimatet eine ganz junge Sherpa-Treppe, die erst 2023 eröffnet wurde. Diese liegt leicht östlich vom Fjord und bietet von oben eine richtig tolle Sicht auf den Küstenort. Im Vergleich zu vielen anderen Sherpa-Treppen in Norwegen ist diese auch mit weniger brennenden Oberschenkeln zu bewältigen, denn du musst lediglich knapp 150 Stufen überwinden. Anschließend führt ein kleiner Anstieg zu 90 Meter hohen Anhöhe.







5. Auf den Spuren der Sámi
ⓘ Várjjat Sámi Musea, Endresens vei 4, 9840 Varangerbotn
⤷ auch sehenswert: Saviomuseet, Gnr 26 Bnr 77, 9901 Kirkenes
🚗 Norwegische Landschaftsroute Varanger
Entlang des Varangerfjords gibt es zahlreiche Einrichtungen und Museen, die über die Geschichte der Region informieren. Untrennbar verbunden mit der Varanger Halbinsel ist die frühe Besiedlung durch die fennoskandinavische Urbevölkerung – die Sámi. Zwischen 60.000 und 100.000 Sámi leben heute noch in Nordnorwegen und dass ihre Kultur, ihre Traditionen und ihre Präsenz immer eine Teil des Landes bleiben muss, ist so unglaublich wichtig. Mehrere Museen und historische Stätten entlang des Varangerfjords geben Einblicke in die Lebensweise, Spiritualität und Geschichte.
Das Várjjat Sámi Musea in Varangerbotn ist das zentrale Museum der Region. Es zeigt Dauerausstellungen zur Küsten-Sámi-Kultur, archäologischen Funden aus der Steinzeit sowie zum traditionellen Handwerk (duodji). Die handgewobenen Stoffe und Trachten der Sámi haben mich besonders beeindruckt. Eine große Ausstellung zur Tierwelt ergänzt dieses sehr informative Museum.
Dazu gehört außerdem die bedeutende archäologische Stätte Čeavccageađge / Mortensnes, die sich knapp 20 km weiter östlich, direkt am Ufer des Varangerfjords befindet. Hier weisen steinzeitliche Siedlungen, Opferplätze und Gräber auf eine über 10.000 Jahre alte Besiedlung hin.
Einen besonderen künstlerischen Zugang bietet das Saviomuseet in Kirkenes, das Teil des Varanger Museum, avd. Sør-Varanger ist – am Südufer des Varangerfjords. Es ist dem samischen Künstler John Andreas Savio (1902–1938) gewidmet und zeigt seine Holzschnitte, die als frühe Zeugnisse samischer Identität in der modernen Kunst gelten.



6. Die Magie der Rentiere spüren – Varanger Wildlife Tipp
🦌 halte überall die Augen offen
ⓘ Rund 6.000 – 7.000 Rentiere leben auf der Varanger Halbinsel
🚗 Fylkesvei 890 & Norwegische Landschaftsroute Varanger
Es gibt kaum etwas Schöneres, als Rentieren auf der Varanger Halbinsel beim Wandern zu begegnen. Während der Fahrt sieht man häufig riesige Herden, die zwischen Küste und Varangerhalvøya Nationalpark pendeln, und dabei die Straßen überqueren müssen. Doch wenn du zu Fuß unterwegs bist, dann fühlst du die Nähe zu den Rentieren ganz anders. Es ist so besonders, ihnen sozusagen auf Augenhöhe gegenüber zu stehen. Sie bestimmen die Distanz zwischen euch – wenn du dich ruhig verhältst, dann kann es sein, dass sie dir überraschend nah kommen. Das schönste Rentier-Erlebnis bei meiner diesjährigen Varanger Reise war ein Moment, als zwei männliche Rentiere an mir vorbeiliefen – vielleicht 50 Meter entfernt – und sich dann ganz nah niederlegten, um wiederzukäuen. Dieses große Vertrauen der Tiere zu spüren, dass ich ihnen nicht zu nahe komme, werde ich nie wieder vergessen.
Rentiere sind perfekt an das arktische Klima angepasst: Ihr dichtes Fell isoliert gegen Kälte, und ihre breiten Hufe ermöglichen das Gehen auf Schnee und sumpfigem Boden. Die Tiere gehören den Sámi, bewegen sich aber frei in Nordnorwegen. Nur beim Wechsel zwischen Winter- und Sommerweidegebieten sind die Sámi beteiligt.




7. In Vadsø den Schiffen beim schaukeln zuschauen
℗ Schotterparkplatz in Hafennähe: GPS 70.380016, 31.118532
ⓘ Wahrzeichen: Festung Vardøhus, Festningsgaten 20, 9950 Vardø
🚗 Norwegische Landschaftsroute Varanger
Wer auf der Norwegischen Landschaftroute Varanger unterwegs ist, wird an der größten Stadt der Halbinsel nicht vorbeikommen. Große Supermarktketten und Firmengebäude bilden das vorgelagerte Industriegebiet bevor man den Hafen und das Stadtzentrum erreicht. Die Stadt zählt rund 5.000 Einwohner und war schon früh ein wichtiger Handelsplatz zwischen Norweger*innen, Sámi, Kven und Pomoren. Diese Vielfalt prägt Vadsø bis heute – Straßenschilder sind zweisprachig, und die Gebäude erinnern zum einen an 80er-Jahre-Architektur und zum anderen verschönern alte Holzhäuser das Flair der Küstenstadt.
Ein Bummel durch den kleinen Stadtkern ist ein Muss, denn hier findest du unter anderem die gut sortierte Buchhandlung Norli, ein Antiquitätengeschäft mit wunderschöner StreetArt-Hausfassade sowie die Kunstgalerie Vadsø kunstforening. Unterwegs kannst du dir eine Waffel auf die Hand holen und in Richtung Hafen spazieren. Dort erreichst du eine große Holzplanken-Plattform mit Picknick-Tischen, wo du deine nordischen Leckereien in authentischer Hafen-Kulisse verspeisen kannst.


8. Besuche den einsamsten und kleinsten Strand von Varanger
℗ keine Parkmöglichkeit, bitte komm‘ zu Fuß vorbei
ⓘ Sandkeila Strandbucht: ~300 m norwestlich der äußeren Hafenmole
🚗 Fylkesvei 890
Wenn du in Berlevåg von der äußersten Hafenmole in Richtung Nordwesten spazierst, kannst du einem Trampelpfad folgen, der zu einem kleinen grauen Schuppen führt – vielleicht hörst oder siehst du aus der Ferne schon ein paar Schafe, die dort weiden. Dort angekommen, wirst du gleich die winzige Strandbucht entdecken, die sich hier zwischen angespühlten Felsbrocken und vorgelagerten Schäreninselchen verbirgt. Diesen Ort hatte ich im Frühling ganz für mich alleine, um die ersten warmen Sonnenstrahlen zu fühlen und dem sanften Plätschern der Eismeerwellen zu lauschen. Während diese an der Hafenmole mit solcher Gewalt an die Tetrapoden krachen, dass das Wasser riesige Fontänen in die Luft sprüht, ist die Strandbucht so gut geschützt, dass man sich beim leisen Gluckern an die Malediven träumen kann.
Zwischen den kleinen Felsen bilden sich flache Meerwasserbecken, wo du Muscheln und Schnecken in allen Farben und Formen entdecken kannst. Außerdem konnte ich fast 45 Minuten lang einen Meerstrandläufer in unmittelbarer Nähe beobachten, der so wenig scheu um mich herum stolzierte und nach seinem Mittagessen pickte. Diese Orte des absoluten Friedens sind für mich der Hauptgrund, immer und immer wieder nach Nordnorwegen zu reisen.




9. Die Aussicht genießen an einem Berg voller Sagen
℗ Parkeringsplass Domen Utkikkspunkt, GPS 70.321741, 31.035155
ⓘ Architekt: Tormod Amundsen von Biotope
🚗 Norwegische Landschaftsroute Varanger
Der Berg Domen südwestlich von Vardø ist eng mit alten Sagen verbunden und gilt seit Jahrhunderten als Ort dunkler Legenden. In alten Überlieferungen heißt es, hier hätten sich Hexen in der Mittsommernacht mit dem Teufel getroffen, um zu tanzen und in Tiergestalt durch die Luft zu fliegen. Diese Erzählungen prägten die berüchtigten Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts, bei denen allein in der Region Finnmark knapp 135 Menschen der Zauberei beschuldigt wurden. Domen wurde zum Symbol für die Angst vor dem Unbekannten – und für die Grenze zwischen Mythos und Realität. Heute steht der Berg sinnbildlich für das kulturelle Gedächtnis der Region und ihre tragische Geschichte.
Heute befindet sich auf seinem Gipfel ein modernes Aussichtsgebäude, das Schutz vor Wind und Wetter bietet und gleichzeitig einen beeindruckenden Blick über Meer, Fjord und die Stadt Vardø eröffnet. Bestehend aus drei kleinen, winkelförmig angeordneten Gebäuden, findest du bei jeder Windrichtung ein windstelles Plätzchen. Neben Stahl und Holz fallen die auffälligen rosafarben getönten Fenster ins Auge, die verhindern, dass Vögel mit der Glasfläche kollidieren. Von hier oben lässt sich die Aussicht über die unendlichen Weiten der Barentssee genießen – und im Frühling fliegen oft in riesiges Vogelschwärmen übers Meer.



10. Erlebe die Vogelwelt von Hornøya
⚲ rund 1,5 km vor der Küste von Vardø
ⓘ Tickets: Vardø Turistinformasjon, Kaigata 18, 9950 Vardø
🚗 Norwegische Landschaftsroute Varanger
Für mich einer der beeindruckensten Vogelbeobachtungs-Spots: Hornøya. Die Insel liegt vor der Küste von Vardø und markiert den östlichsten Punkt Norwegens. Sie ist ein Paradies für Seevögel – hier nisten rund 80.000 von ihnen, darunter Papageitaucher, Trottellummen, Dreizehenmöwen, Krähenscharben und viele mehr. Zwischen April und August herrscht reges Treiben an den steilen Klippen, wenn die Tiere ihre Brutplätze verteidigen und die Jungtiere füttern.
Ein markanter Leuchtturm von 1908 thront über der Insel und ist . Wenn du dieses Spektakel einmal selbst erleben möchtest, erreichst du Hornøya mit dem Boot vom Hafen in Vardø – die Überfahrt dauert rund 15 Minuten. Ein markierter Pfad führt vom Anlegesteg durch das Brutgebiet bis zum Leuchtturm. Ein Hinweis zum Schluss: Du solltest Vögel wirklich mögen, denn du wirst ihnen hautnah begegnen. Es ist extrem wichtig, dass du dich an die Regeln hältst, die auf Informationstafeln zu lesen sind, und der Schutz dieses sensiblen Ortes für dich immer im Vordergrund steht.
Einen ganz persönlichen Erlebnisbericht zu meinem Besuch auf Hornøya teile ich in Kürze.




Viele weitere Informationen zur Varanger Halbinsel und den weiteren Regionen Nordnorwegens kannst du ab Frühling 2026 in meinem Reisehandbuch nachlesen. Darin findest du Ausflugstipps, Übernachtungsmöglichkeiten, Reiserouten, Informationen zur Infrastruktur und vieles mehr. Sei gespannt!
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Und damit sage ich vielen Dank fürs Lesen und gute Reise! ♡
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Offenlegung: Wir haben die komplette Reise selbst bezahlt.
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Nordsamisch: Várnjárga