In diesem Beitrag zeige ich dir meine Highlights im Süden von Norwegen, die wir während unseres Roadtrips erkundet haben. Im Vordergrund steht dabei die faszinierende Natur mit Felsen, Fjorden und Wäldern. Ich habe ein paar tolle Reisetipps zusammengestellt und nehme dich mit zu den spektakulärsten Aussichtspunkten, den schönsten Norwegischen Landschaftsrouten und den spannendesten Sehenswürdigkeiten.

Wir haben in Südnorwegen sieben Nächte verbracht, bevor unsere Reiseroute steil Richtung Norden führte. Um den kompletten Süden zu erkunden, kannst du hier ohne Langeweile auch über zwei Wochen verbringen. Die Landschaft ist hier geprägt durch die beeindruckendsten Fjorde, die ich bisher gesehen habe. Die Meeresarme schlängeln sich oftmals über 100 Kilometer weit ins Landesinnere und haben dabei im Laufe der Jahrtausende mehrere hundert Meter tiefe Furchen in den Fels geschliffen. Der Sognefjord wir der „König der Fjorde“ genannt und ist mit 204 Kilometern der längste Fjord Norwegens. An der tiefsten Stelle ist er unglaubliche 1.308 Meter tief!

Falls du auch eine Reise in den Süden von Norwegen planst, dann kannst du dich jetzt inspirieren lassen und eventuell ein paar Tipps und Reiseziele notieren.

Unsere Reiseroute für 7 Tage in Südnorwegen:

Oslo – Stabkirche Heddal – Seljordsvatn – Freilichtmuseum Eidsborg – SVR-Ryfylke Hochland – Preikestolen – Suldalsvatnet und Røldalsvatnet – Odda – Stegastein – Passstraße Bjørgavegen – Sognefjord – Bøyabreen Gletscher – Jostedalsbreen Nationalpark – Oldevatnet – Lovatnet – Geiranger – Gudbrandsjuvet – Trollstigen – Atlantic Ocean Road




Stabkirche Heddal

Nachdem wir unseren Campervan in Oslo abgeholt haben, beginnt unsere Route etwa 100 Kilometer westlich von Norwegen im Ortsteil Heddal der Gemeinde Notodden. Seit dem 13. Jahrhundert befindet sich hier die größte Stabkirche Norwegens. Die Stabkirche Heddal besteht aus Kiefernholz, welches zu rund 30 Prozent noch immer im Originalzustand erhalten ist. Bei neuen Untersuchungen wurde herausgefunden, dass ein Balken sogar aus dem Zeitraum zwischen 875 und 924 n. Chr. stammt – verrückt, oder? Die Kirche ist 20 Meter hoch und 26 Meter lang. Am Südportal befindet sich eine Runeninschrift, die auf die Weihnung am 25. Oktober 1242 schließen lässt.

Die meisten Stabkirchen entstanden während des Übergangs von Heidentum zu Christentum in Skandinavien. Da die Wikingervölker den traditionellen Holzbau von Booten und Häusern bis zur Perfektion erlernten, waren die Stabkirchen sozusagen ihre Meisterwerke. Besonders schön sind die aufwendig geschnitzten Verzierungen, eine bunte Mischung aus heidnischen und christlichen Symbolen und Ornamenten.

Tipp: In Norwegen gibt es noch 28 erhaltene, historische Stabkirchen. Hier findest du eine Übersicht. Schau doch am besten mal, welche Stabkirche auf deiner Reiseroute liegt. (Bei den grau markierten Kirchen handelt es sich um Nachbauten.)

Standort: Heddalsvegen 412, 3676 Notodden, Norwegen


Freilichtmuseum Eidsborg

Der nächste Stopp auf unserer Reiseroute führt zu einem traumhaft schönen Fotospot mit einem Freilichtmuseum, bewachsenen Holzhäuschen, ein paar flauschigen Bewohnern, der Stabkirche Eidsborg und alles umgeben von wunderschöner Natur. Im Freilichtmuseum befindet sich sogar das älteste heidnische Holzhaus Norwegens aus dem Jahr 1167. Die Stabkirche ist sehr gut erhalten und stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Das Freilichtmuseum gehört zum West-Telemark Museum Eidsborg, welches zusätzlich ein großes neues Ausstellungsgebäude umfasst. Dieses erreichst du zu Fuß vom Besucherparkplatz in wenigen Minuten. Hier findest du traditionelle Kunstwerke und Ausstellungen zur Kulturgeschichte dieser Region. Außerdem starten am Museum mehrere markierte Wanderwege. Mehr Infos zum Museum findest du hier.

Tipp: In der Hauptsaison gibt’s eine kleine Stärkung im Museumscafé. Die Café-Öffnungszeiten sind von 1. Mai bis 15. September täglich von 10 bis 17 Uhr.

Standort: Museumsvegen 9, 3891 Høydalsmo, Norwegen


Landschaftsschutzgebiet Setesdal – Vesthei – Ryfylkeheiane

Und plötzlich ändert sich die Landschaft einfach komplett. Ein bisschen Mondlandschaft, ein bisschen Herr-der-Ringe-Flair und vor allem eine total faszinierende Atmosphäre. Nachdem wir die E 134 verlassen haben, geht’s weiter Richtung Süden auf der Rv 9. Auf der Höhe von Nomeland erreichen wir rechts die Abbiegung zur Straße Suleskardveien und schon sind wir mittendrin im Landschaftsschutzgebiet Setesdal – Vesthei – Ryfylkeheiane. Auf einer Fläche von 2.347 Quadratkilometern erreicht das Gebiet Höhen von bis zu 1.600 Metern, wo selbst im Sommer noch Schnee zu finden ist. Außerdem gibt es hier mehrere riesige Seen, deren Wasserkraft zur Energieerzeugung genutzt wird, wie zum Beispiel der Rosskreppfjord oder der Blåsjø-Stausee.

In der wunderschönen, unberührten Landschaft leben übrigens extrem viele Rentiere. Für die Vierbeiner gibt es hier auch Wildrentier-Schutzzonen, die nicht betreten werden dürfen. Um deine Wanderroute optimal zu planen, kannst du die Karte des Norwegischen Wandervereins DNT nutzen, worin auch Übernachtungshütten und Versorgungsstationen eingetragen sind. Die Karte findest du hier. Auch zum Radfahren eignet sich das zweitgrößte Landschaftsschutzgebiet Norwegens perfekt. Besonders zu empfehlen ist der Norwegische Radwanderweg von Telemark über das Setesdal bis Lysebotn.

Tipp: Eine tolle Sicht auf den See Rosskreppfjord hast du von hier aus (59°02’42.2″N 7°10’04.6″E).


Hier findest du einige Produkte, die ich vor und während meiner Reisen verwende. Viel Spaß beim Durchschauen!


Preikestolen

Über die Lauvvika-Oanes-Fähre oder den Ryfast Tunnel erreichst du den Lysefjord, wo dich eines meiner größten Norwegen-Highlights erwartet. Noch immer bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an diesen magischen Ort denke und an diese atemberaubende Sicht auf den Fjord. Trotz Höhenangst habe ich mich an die 604 Meter hohe Kante des schwindelerregenden Preikestolen gewagt. Und hinterher war ich so stolz, dass ich mich getraut habe! Die Erinnerungen sind so unbezahlbar, dass es wirklich jede Überwindung wert war.

Die Preikestolen-Wanderung

Sobald du das Auto an einem der Besucherparkplätze abgestellt hast, beginnt die 4 Kilometer lange Wanderung. Derselbe Weg führt dich hinterher auch wieder zurück. Insgesamt werden für beide Strecken 4 Stunden angegeben. Beachte das unbedingt bei deiner Tagesplanung, sodass du immer das Wetter und die Tageszeit im Auge behältst. Ohne Stirnlampe ist der Auf- oder Abstieg bei Dunkelheit nämlich unmöglich. Grundsätzlich wird die Wanderung in den Reiseführern als „mittelmäßig anspruchsvoll“ angegeben. Wer konditionell ganz und gar nicht fit oder überhaupt nicht trittsicher ist, sollte sich die Sache nochmal genau überlegen. Unterwegs haben wir einige Menschen getroffen, die vor allem auch wegen der enorm hohen Felsstufen große Probleme hatten. Bis auf ordentlich Schweiß und Muskelkater haben wir die Wanderung aber gut überstanden. 😉

Damit dein Preikestolen-Erlebnis genauso wunderschön und unvergesslich wird, solltest du also unbedingt feste Schuhe tragen, genügend Wasser und Proviant mitbringen und auf den Wind achten (Lebensgefahr bei Sturm!). Ich persönlich würde bei Regen von der Wanderung abraten. Die steilen Felsplatten könnten so glitschig werden, dass das Weitergehen schlichtweg unmöglich wird. An unserem Wandertag hatten wir angenehme 15 Grad bei bewölktem Himmel und gar kein Wind. In der Nebensaison – Anfang September – sind wir um 9:30 Uhr gestartet und hatten einen traumhaft schönen Tag ohne große Touristenmassen. Wenn du am Preikestolen allein sein möchtest, lohnt es sich früh am Morgen noch in der Dunkelheit loszuwandern. Wie gesagt, Stirnlampe nicht vergessen!

Tipp:

Möglichst früh morgens kommen, dann hast du die besten Chancen auf einen Parkplatz.
Standort Parkplatz: 58°59’30.6″N 6°08’16.9″E.


Ryfylke – Norwegische Landschaftsroute
Ab hier befahren wir die erste offizielle Norwegische Landschaftsroute unserer Reise. Hiervon gibt es in ganz Norwegen 18 Straßenabschnitte, die sich durch eine besonders malerische und beeindruckende Umgebung kennzeichnen. Von Oanes am Lysefjord führt die 267 Kilometer lange Strecke bis nach Håra. Dazwischen befinden sich zwei Fähren. Auf Grund der Streckenteilung kann man die Ryfylke Landschaftsroute auch als Rundweg fahren. Die Karte gibt’s hier.


Suldalsvatnet und Røldalsvatnet

Vom Preikestolen folgen wir der Hauptstraße 13 und der Ryfylke-Landschaftsroute weiter Richtung Norden. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichen wir auf der linken Straßenseite eine kleine historische Mühle, die mit einem Wasserfall betrieben wurde und ein paar bewachsene Häuschen. Trotz Nieselregen ist das ein richtig malerisches Fleckchen: ein winziges Freilichtmuseum, ganz kostenlos und unbedingt sehenswert.

Nach einem kleinen Spaziergang geht die Fahrt weiter entlang des Sees Suldalsvatnet. Auf einer Gesamtlänge von 28 Kilometern erreicht der Suldalsvatnet Tiefen von bis zu 376 Metern. Unterwegs bietet sich immer wieder ein traumhaftes Panorama, wenn sich die umliegenden Berge auf der Wasseroberfläche spiegeln. Eine halbe Stunde später erreichen wir auch schon den nächsten See, den Røldalsvatnet. Und genau hier erwartet dich ein weiteres Highlight, denn wir haben einen ganz zauberhaften Aussichtspunkt entdeckt. Hier findest du den perfekten Ort für eine kleine Pause mit Blick auf den dunkelblauen See. Und währenddessen kannst du beobachten, wie die Wolken und Nebelfelder über den See und die Berge ziehen.

Tipp:

Standort kleines Freilichtmuseum: 59°30’24.7″N 6°33’43.5″E
Standort Aussichtspunkt Røldalsvatnet: 59°48’34.9″N 6°46’21.7″E


Tipp: Reiselektüre für Südnorwegen *

Als große Reiseführer-Liebhaberin habe ich hier noch drei tolle Vorschläge, die dir bei deinen Reiseplanungen helfen können!

Erschienen im Oktober 2019
‎Reise Know-How Verlag
648 Seiten

Erschienen im Mai 2021
MAIRDUMONT
216 Seiten

Erschienen im April 2019
Michael Müller Verlag
420 Seiten


Låtefossen

Wir verlassen die Ryfylke-Landschaftsroute und fahren weiter entlang der Hauptstraße 13 in Richtung Norden. Direkt am Straßenrand tosen und strömen die Wassermassen den Berg hinunter und man fürchtet, gleich samt Campervan mit in den Fluss gerissen zu werden. So war zumindest meine Erwartung als ich die Fotos des Låtefossen angeschaut habe. Doch die Realität ist ein bisschen anders, denn über Skandinavien zog im Sommer 2021 eine wochenlange Rekord-Hitzewelle hinweg mit Temperaturen von fast 35 Grad nördlich des Polarkreises. Und dementsprechend trocken sind auch alle Flüsse und Wasserfälle, die wir besuchen. Genauso ist es beim Låtefossen, der im Vergleich zu den Reiseführer-Fotos mehr an ein trauriges Rinnsal erinnert… Naja, dennoch ist das Rauschen des Wassers deutlich zu hören und als wir direkt vor den Wasserfällen stehen, werden wir sogar ein kleines bisschen nass. Für das spektakuläre Zwillingswasserfall-Foto reicht es aber dennoch leider nicht aus.

Der Låtefossen teilt sich in zwei Ströme, stürzt vom oberhalb gelegenen See Lotevatnet 165 Meter in die Tiefe, fließt anschließend unter der Straße hindurch und mündet direkt in den Fluss Grøndalslona. Auf der gegnüberliegenden Straßenseite befindet sich übrigens der Folgefonna Nationalpark mit dem gleichnamigen Gletscher. Mehr Infos zum Nationalpark findest du hier.

Tipp: Direkt an dieser Straße befinden sich außerdem zwei weitere Wasserfälle, der Espelandsfossen und der Vidfossen. Parkplätze oder Haltebuchten findest du immer wieder links und rechts am Straßenrand.


Hardanger – Norwegische Landschaftsroute
Direkt am Wasserfall Låtefossen beginnt eine weitere Landschaftsroute. Auf insgesamt 158 Kilometern passiert die Strecke zwei Fähren und führt vorbei am Sørfjorden, am Eidfjorden und am Hardangerfjorden. Das Ende der Route ist schließlich in Granvin. Die Karte gibt’s hier.


Odda

Die Hardanger-Landschaftsroute führt uns vorbei am kleinen Örtchen Odda, das am Ende des 38 Kilometer langen Sørfjords liegt. Odda war im 20. Jahrhundert vor allem bekannt für eine besonders florierende und gewinnbringende Schwerindustrie. Allerdings ging das nur so lange gut, bis sich der Sørfjord auf Grund der Industrieabfälle zum schwermetallhaltigsten Fjord der Welt entwickelte. Ein verheerendes Fischsterben drohte. Umweltschützer suchten zusammen mit der Politik nach weniger umweltbelastenden Alternativen. Mittlerweile meldete das Industrieunternehmen in Odda Konkurs an. Im Industriemuseum kannst du dir die ganze Geschichte von 1906 bis heute genauer anschauen.

Obwohl Odda in meinen Recherchen als nicht besonders sehenswert bezeichnet wurde, haben wir hier die Mittagspause verbracht. Und ich muss sagen, Odda hat auch hübsche Seiten. Direkt an der Kirche befindet sich der Almerket Parkplatz, wo auch größere Campervans und Wohnmobile problemlos stehen können. Ringsherum gibt es ein paar Läden und Imbissbuden und einen kleinen Park mit Sitzgelegenheiten am Fjordufer. Mit Blick auf die bunten Häuschen am Hang lässt es sich prima aushalten.

Wenn dir Odda irgendwie bekannt vorkommt, könnte das übrigens daran liegen, dass hier die Netflix-Serie Ragnarök gedreht wurde. Das Städtchen wurde leicht abgewandelt Edda genannt und viele Orte, wie zum Beispiel die Schule oder der Edda-Grill (in Wirklichkeit Odda-Grill), sind immer wieder in der Serie zu sehen.

Info:

Der Streamingdienst Netflix hat sich in Odda etwas ganz besonderes einfallen lassen. Am Fjordufer wurde ein 9 Tonnen schwerer Felsen aufgestellt, dessen Runen-Inschrift den Sendestart der Serie verrät. So sollten die Bewohner Oddas für die Umstände während der Dreharbeiten entschädigt werden, indem sie die ersten Menschen waren, die das Datum der Weltpremiere erfuhren (vorausgesetzt sie können Runen lesen). Schau doch mal nach, ob der Netflix-Felsen immer noch am Ufer steht!


Aurlandsfjellet – Norwegische Landschaftsroute
Sobald du den Ort Aurlandsvangen erreichst, führt die Straße E 16 in den Lærdalstunnel. Jetzt lohnt es sich unbedingt, vom Gaspedal zu gehen und stattdessen scharf links auf die nächste Norwegische Landschaftsroute abzubiegen. Auf einer Länge von 47 Kilometern und einer Höhe von bis zu 1.306 Metern ü.d.M. erwartet dich eine der schönsten Straßen in Norwegen. Die Karte gibt’s hier.


Aussichtsplattform Stegastein

Die Aurlandsfjellet-Landschaftsroute schlängelt sich sofort in engen Serpentinen auf eine Höhe von 650 Metern mit schwindelerregendem Blick auf den Aurlandsfjord. Nach der siebten Kurve erreichen wir dann eine atemberaubende Aussichtsplattform in Form eines abknickenden Holzstegs. Nur eine Glasplatte trennt dich ganz vorne von dieser einzigartigen Kulisse, als würde man über dem Fjord schweben. Für mich ist dieser Viewpoint über dem Aurlandsfjord einer der schönsten auf unserer ganzen Norwegenreise. Gänsehaut pur!

Der Entwurf für dieses außergewöhnliche Bauwerk stammt von Todd Saunders und Tommie Wilhelmsen, welcher dann im Jahr 2006 realisiert und eröffnet wurde. Der Steg ist 3,50 Meter breit und schwebt mit einer Länge von 30 Metern über dem Aurlandsfjord. Obwohl die Landschaftsroute in den Wintermonaten (meist von November bis Juni) gesperrt ist, kann man die Aussichtsplattform Stegastein noch wie üblich mit dem Auto erreichen.

Tipp: Parkplätze gibt es direkt vor Ort. Außerdem wurde das Besucher-WC im Jahr 2015 zur hübschesten öffentlichen Toilette der Welt gekürt. Also lass dir die Pipi-Pause hier auf keinen Fall entgehen. 😉 Der Eintritt zur Aussichtsplattform ist übrigens kostenlos.


Pass-Straße Bjørgavegen

Wahnsinn, was für eine Landschaft! Gigantische Felsformationen bewachsen mit den verschiedensten Moosen und Sträuchern, türkisblaue Seen, Schneefelder vom letzten Winter und immer wieder führt die Straße uns mitten durch die dichten, weißen Wolken. Nur das ein oder andere Schäfchen kreuzt ab und zu den Bjørgavegen-Pass, ansonsten sind wir hier oben ziemlich allein unterwegs.

Hier oben im norwegischen Hochgebirge ist es natürlich auch ziemlich frisch. Selbst im September liegt an den schattigen Berghängen noch Schnee vom Winter, was uns bei einer Temperatur von rund 5 Grad auch nicht wundert. Wenn du nach Fotos von der Passstraße suchst, siehst du nicht selten mehrere Meter hohe Schneewände links und rechts von der Straße. Bjørgavegen und die gesamte Aurlandsfjellet-Landschaftsroute machen ihrem Spitznamen „Schneestraße“ wirklich alle Ehre. Übrigens haben wir den Bjørgavegen-Pass am 8. September überquert und seit 19. Oktober (knapp ein Monat später) ist die Straße bereits wegen Wintereinbruch gesperrt.

Tipp:

Etwa 20 Kilometer nach der Aussichtsplattform Stegastein erreichst du den wunderschönen Aussichtspunkt Vedahaugane. Außerdem wurde hier ein Steg errichtet, der sich perfekt an die Schwingung des Bergs anpasst und zu einer Höhle führt. Hier hat Mark Dion ein außergewöhnliches Kunstwerk geschaffen. In der Höhle befindet sich nämlich ein Bär, der auf einem Berg aus Antiquitäten liegt. Die ältesten stammen aus der Wikingerzeit und nach oben hin folgen immer aktuellere Gegenstände. Der Künstler möchte mit seinem Werk zum nachdenken anregen und den Kontrast zwischen Natur in Form des Bären und Kultur in Form der Antiquitäten aufzeigen.

Standort Bärenhöhle von Mark Dion: 61°01’53.8″N 7°19’35.4″E



Der Sognefjord wird auch König der Fjorde genannt.



Bøyabreen Gletscher

Unsere Reise geht weiter auf der Hauptstraße 5. Wir überqueren den König aller Fjorde, den Sognefjord, mit der Fodnes-Mannheller-Fähre und erreichen nach etwa ein einhalb Stunden den Bøyabreen Gletscher Viewpoint am Brevatnet. Direkt am Brævasshytta-Restaurant befindet sich ein kleiner Parkplatz, nur wenige Schritte entfernt vom Gletschersee.

Der Bøyabreen Gletscher ist einer der 28 Gletscherarme, ein sogenannter Auslassgletscher, des Jostedalsbreen Gletscher im gleichnamigen Nationalpark. Der Jostedalsbreen ist mit einer Fläche von insgesamt 474 Quadratkilometern der größte Gletscher auf dem europäischen Festland. Größere Gletscher gibt es nur auf den europäischen Inseln Island, Spitzbergen und Nowaja Semlja im russichen Nordpolarmeer.

Schon als ich den Gletscher ganz kurz am Horizont über der Straße aufblitzen sehe, bin ich absolut fasziniert und kann unser Glück kaum fassen. Was ist es nur für ein Privileg, in einer Zeit zu leben, in der es noch Gletscher auf unserer Erde gibt. Diese Überbleibsel aus den Kleinen und Großen Eiszeiten haben schon so viel miterlebt und könnten hunderte und tausende Jahre alte Geschichten erzählen. Was sie alles in ihren mächtigen, kristallblauen Eisschichten umschließen, übersteigt unsere Vorstellungskraft. Wie schade, dass sie den Menschen nicht einfach sagen können, wie wichtig ihre Eisdecke für die Natur ist und wie sehr sie schon jetzt davonschmelzen. Vielleicht würden wir ihrer Stimme ja mehr Glauben schenken und endlich gegen die Erderwärmung ankämpfen. Wirklich schade, denn in nur 80 Jahren könnten die meisten Gletscher in Norwegen schon verschwunden sein …

Tipp: Wenn du dich für die Zukunft unserer Natur interessierst, dann hör gerne mal beim Tagesschau-Zukunfts-Podcast rein zum Thema Gletscherschmelze!


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Briksdalsbreen Gletscher

Über die Hauptstraße 5 fahren wir weiter, vorbei am Jølstravatnet, dann auf die E 39 Richtung Norden bis nach Breim. Dort gibt’s übrigens beim Good Mexican eine überraschend leckere Auswahl an mexikanischen Gerichten. Gut gestärkt geht’s über die Fv 60 nach Utvik am Innvikfjord und anschließend rechts weiter bis nach Olden. Ein paar Minuten später führt die Fv 724 entlang des 12 Kilometer langen Sees Oldevatnet. Von hier aus kann man an den Berghängen immer mal wieder den Briksdalsbreen Gletscher, ein weiterer Auslassgletscher des Jostedalsbreen. Bis zum Jahr 2008 mündete der Gletscherarm im kleinen Gletschersee Briksdalsvatnet. Seitdem hat er sich durch die Gletscherschmelze aber immer weiter zurückgezogen, sodass er bei tiefhängenden Wolken kaum noch zu erahnen ist.

Tipp:

Wir haben eine Nacht mit unserem Campervan im Oldedalen Tal übernachtet und uns dafür den Campingplatz Melkevoll Bretun ausgesucht. Von hier aus kannst du zur tollen zweistündigen Wanderung entlang des Flusses Briksdalselva vorbei am Wasserfall Kleivafossen bis zum türkisblauen Gletschersee Briksdalsvatnet aufbrechen. Da wir ausgerechnet hier einen der wenigen Dauerregen-Tage hatten, mussten wir die Tour leider ausfallen lassen.

Standort Campingplatz: Sekundær Fylkesvei 724 9, Oldedalsvegen 2167, 6791 Oldedalen, Norwegen


Lovatnet

Fast wären wir weitergefahren ohne noch eben links abzubiegen. Nicht schon wieder ein türkisblauer See, davon gibt’s hier doch so viele! Aber der Regen hat kurz nachgelassen, also haben wir doch noch einen kleinen Abstecher auf die Fv 723 gemacht. Und es hat sich sowas von gelohnt! Obwohl immer wieder dicke weiße Wolken an uns vorbeizogen und der Himmel komplett grau und trüb war, hat der See noch viel blauer geleuchtet als alle Seen zuvor.

In diesen Bilderbuch-See fließt nicht nur Schmelzwasser vom Jostedalsbreen Gletscher sondern auch vom benachbarten Tindefjellbreen Gletscher. Zwei Gletscher gleich zwei Mal so blau! Ob das wohl die wissenschaftlich korrekte Erklärung ist, bezweifle ich. Trotzdem ist der Lovatnet einfach wunderschön und es gibt entlang des 11 Kilometer langen Seeufers immer wieder richtig tolle Fotospots. Der idyllischste Ort ist das kleine, alte Feriendorf Breng Seter mit niedlichen bewachsenen Häuschen und ein paar friedlichen Kühen. Ich bin nicht sicher, ob die Häuschen noch vermietet werden. Für mich sah es sehr unbewohnt aus. Aber für Foto-Liebhaber ist es auf jeden Fall bestens geeignet!

Der Lovatnet hat übrigens eine sehr spektakuläre Geschichte. In den Jahren 1905 und 1936 lösten sich bei Erdrutschen riesige Mengen Geröll und Fels vom Berg Ramnefjellet und stürzten aus Höhen von 500 und 800 Metern in den See. Dabei wurden unfassbar große Tsunamis mit Wellen von 40 Metern (im Jahr 1905) und sogar 74 Metern (im Jahr 1936) ausgelöst. Die Megatsunamis zerstörten einfach alles in der Umgebung des Lovatnet und so wurde die Gegend nach dem zweiten Unglück 1936 endgültig entvölkert.

Tipp:

Standort Breng Seter Fotospot: 61°50’29.3″N 6°56’32.2″E
Standort Fotospot am Grønefossen: 61°50’37.6″N 6°56’13.3″E


Geiranger-Trollstigen – Norwegische Landschaftsroute
Am Langvatnet beginnt die Straße 63 und damit auch die nächste Norwegische Landschaftsroute. Sie führt auf einer Länge von 104 Kilometern vorbei am Geirangerfjord über die Eidsdal-Linge-Fähre und vorbei am Trollstigen. Unterwegs warten traumhafte Aussichtspunkte und ein faszinierender Wechsel zwischen Bergen und Fjorden. Wir sind diese Landschaftsroute komplett abgefahren und waren total aus dem Häuschen. Die Karte gibt’s hier.


Geiranger

Der Roadtrip geht weiter auf der Straße 63 und schon wieder schlängeln wir uns steil nach oben, diesmal entlang des Geirangervegen. Auf Höhe des Sees Djupvatnet führt eine Abzweigung nach rechts zum ersten Viewpoint auf den Geirangerfjord. Der Dalsnibba Aussichtspunkt liegt auf einer Höhe von 1.500 Metern und die Straße dorthin kostet knapp 25 Euro Maut. Wir haben uns diesen Abstecher gespart, auch wenn der Ausblick wirklich sensationell sein soll – vorausgesetzt die Wolken versperren nicht die freie Sicht. Den ersten Blick auf den Geirangerfjord gab’s für uns stattdessen beim Flydalsjuvet Aussichtspunkt.

Seit dem Jahr 2005 ist der Geirangerfjord Teil des UNESCO-Weltnaturerbes, denn schließlich entdeckst du hier so ziemlich alles, was du dir unter der norwegischen Natur vorstellen kannst. Majestätische Berge, leuchtend grün bewachsene Hänge, herabstürzende Wasserfälle und atemberaubende Wildnis sorgen für eine absolut einmalige Landschaft. Genau genommen ist der 15 Kilometer lange Geirangerfjord eine Abzweigung des Sunnylvsfjords, der wiederum ein Seitenarm des Storfjords ist. Während Elche, Rentiere, Polarfüchse, Luchse und Co. ihren Lebensraum am Geirangerfjord finden, kannst du auf einer Kajaktour im Geirangerfjord sogar Schweinswale antreffen.

Sobald du an dem Ort Geiranger vorbeigefahren bist, führt die sogenannte Adlerstraße über elf Haarnadelkurven hinauf zum Landschaftsschutzgebiet Geiranger-Herdalen. Dabei passierst du einen weiteren tollen Viewpoint in der letzten Kurve, den Ørnesvingen Aussichtspunkt.

Tipp: Ausflugsideen am Geirangerfjord

Am Geirangerfjord kannst du auch gut und gerne ein paar Tage bleiben und die Gegend ein bisschen genauer kennenlernen. Ich habe dir hier ein paar Ausflugsideen:

  • Der Berg Laushornet ist ein ziemlich unbekanntes Ausflugsziel ohne viele Touristen. Hier gibt es viele kürzere und längere Wanderrouten.
  • An der Touristeninfomation in Geiranger kannst du E-Bikes und E-Mountainbikes ausleihen.
  • Erlebe ein aufregendes Kajak-Abenteuer* im Geirangerfjord mit Guide zu den Sieben-Schwestern-Wasserfällen.
  • Fahre mit dem Ausflugsschiff auf dem Geirangerfjord und besuche dabei die berühmten Wasserfälle Sieben Schwestern.
  • Besuche das Norwegische Fjordzentrum und lerne wie Fjorde entstehen. Standort: Gjørvahaugen 35, 6216 Geiranger, Norwegen.


Trollstigen

Wir lassen das Landschaftsschutzgebiet Geiranger-Herdalen hinter uns und überqueren mit der Eidsdal-Linge-Fähre den Norddalsfjord. Nachdem wir eine Nacht am Fluss Valldøla verbracht haben, ging es früh morgens weiter zum nächsten großen Höhepunkt in Südnorwegen. Mit möglichst wenigen Besuchern wollten wir uns den Trollstigen Aussichtspunkt anschauen, doch da hatten wir die Rechnung ohne den Wettergott gemacht. Bei unserer Ankunft nieselte es nämlich und dicke Wolken hingen im Tal Isterdalen, sodass wir außer dichtem Nebel überhaupt nichts sehen konnten.

Also entschieden wir uns, erst einmal im Trollstigen Besucherzentrum zu frühstücken und auf ein bisschen Glück zu hoffen. Eine halbe Stunde später wagen wir einen zweiten Versuch und spazieren 10 Minuten bis zur Aussichtsplattform. Und als wir ankommen, pustet der Wettergott gerade die letzten Wölkchen aus dem Tal und unter uns öffnet sich eine schwindelerregende Sicht auf die bis zu 400 Meter tiefer liegenden Serpentinen des Trollstigen. Wow!

Nachdem König Haakon VII. den Trollstigen im Jahr 1936 eröffnete, gewinnt die spektakuläre Straße immer mehr an Berühmtheit. Mittlerweile fahren rund eine halbe Million Menschen jedes Jahr durch die engen Kurven. Im Westen des Trollstigen ragen drei mächtige Berggipfel in den Himmel: der Bispen (deutsch Bischof) mit 1.450 Metern, der Kongen (deutsch König) mit 1.614 Metern und die Dronninga (deutsch Königin) mit 1.701 Metern. Im Osten befinden sich der Stigbottshornet mit 1.583 Metern und der Storgrovfjellet mit 1.629 Metern.

Info:

Der Trollstigen ist nur in den Sommermonaten von Mai bis Oktober geöffnet. Die Straßen sind so schmal, dass sie an den meisten Stellen nur einspurig befahrbar sind. Fahre also unbedingt vorausschauend und nutze die Ausweichbuchten. Übrigens hat jede Trollstigen-Kurve einen eigenen Namen, benannt nach dem jeweiligen Vorarbeiter, der in den 30er-Jahren den Bau der Kurve angeleitet hat.

Standort Aussichtsplattform: 62°27’19.3″N 7°40’20.9″E


Atlanterhavsvegen – Norwegische Landschaftsroute
Direkt an der rauen Atlantikküste befindet sich eine weitere Landschaftsroute mit einer Länge von 36 Kilometern. Besonders sehens- und fahrenswert ist der Streckenabschnitt von Vevang bis Kårvåg, welcher die einzelnen Inseln mit Hilfe von sechs Brücken miteinander verbindet. Die Karte gibt’s hier.


Atlantic Ocean Road

Als wir Åndalsnes erreichen, fahren wir weiter entlang der Straße 64 und überqueren den Langfjord mit der Åfarnes-Sølsnes-Fähre. Weiter geht’s über die Bolsøy Brücke und den Fannefjordtunnel bis wir in der Abenddämmerung unseren nächsten Übernachtungsspot in Vevang erreichen. Ein ungemütliches Tiefdruckgebiet verfolgt uns seit zwei Tagen und sorgt für reichlich Wolken und Regenschauer. Doch am nächsten Morgen erwischen wir eine kurze Regenpause und schauen uns die Atlantikstraße genauer an.

Seit dem 7. Juli 1989 verbindet die 8.274 Meter lange Atlantic Ocean Road die Inseln Straumsholmen, Skarvøya, Hulvågen, Skipsholmen, Lyngholmen, Eldhusøya, Geitøya, Storholmen, Litllauhøya und Roholmen. Da das außergewöhnliche Bauprojekt 122 Millionen Norwegische Kronen kostete, musste man in den ersten zehn Jahren noch Mautgebühren für das Befahren bezahlen. Mittlerweile ist die Atlantikstraße aber gebührenfrei.

Sechs Brücken verbinden die Atlantikstraße:
  • Vevangstraum-Brücke (119 Meter lang)
  • dreiteilige Hulvågen-Brücke (insgesamt 239 Meter lang)
  • Storseisund-Brücke (260 Meter lang)
  • Geitøysund-Brücke (52 Meter lang)
  • Store-Lauvøysund-Brücke (52 Meter lang)
  • Lille-Lauvøysund-Brücke (115 Meter lang)

Tipp: Fahre die Atlantikstraße am besten in beide Richtungen, denn so entdeckst du unterwegs immer wieder einzigartige Perspektiven.

Info: Seit 31.12.2020 gelten die neuen EU-Drohnen-Regeln. Alle Drohnen-Betreiber, die eine Drohne mit Kamera fliegen, müssen sich beim Luftfahrt-Bundesamt registrieren. Außerdem ist je nach Drohne der Drohnenführerschein notwendig. Alle wichtigen Informationen zur Drohnennutzung in Norwegen findest du hier.


Warst du auch schon mal in Südnorwegen unterwegs und hast weitere schöne Ausflugstipps? Dann schreib mir doch gerne in den Kommentaren!


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Offenlegung: Wir haben die komplette Reise selbst bezahlt.

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3 Kommentare

  1. Liebe Marielle,
    vielen Dank für deine ganze Mühe! Die genaue Beschreibung der Route und die vielen tollen Tipps helfen mir, meine eigene Route durch Norwegen zu planen. Es ist alles sehr detailliert beschrieben und dennoch immer mit einer persönlichen Note. Es war also hilfreich und machte trotzdem Spaß zu lesen 🙂
    Ganz liebe Grüße!
    Larissa

    1. Liebe Larissa,
      vielen Dank für deine lieben Worte. Das freut mich total und ich wünsche dir eine tolle Reise!
      Viele liebe Grüße,
      Marielle

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