Wenn sich der Frost zum ersten Mal auf die Landschaft legt und die Bäume langsam kahl werden, rückt die Winterzeit immer näher. Eine stille, aber faszinierende Saison für die Vogelbeobachtung beginnt. Die Wintervögel in Deutschland zeigen, wie erstaunlich anpassungsfähig unsere gefiederten Nachbarn sind. Während Zugvögel in den Süden aufbrechen, bleiben viele heimische Wintervögel hier – Meisen, Rotkehlchen, Amseln oder Kleiber trotzen Kälte und Schnee mit beeindruckenden Eigenschaften.
Wer in dieser Jahreszeit aufmerksam durch den Garten oder den Wald geht, wird schnell merken: Auch im Winter ist die Natur voller Leben. Das Rascheln am Futterhaus, das leise Klopfen des Spechts oder der Zaunkönig, der zwischen den Zweigen auf- und abhüpft – all das erzählt von kleinen Überlebenskünstlern, die uns täglich zeigen, wie wertvoll Achtsamkeit für die Natur ist.
In diesem Beitrag möchte ich dir einige Winterögel vorstellen, die wir in Deutschland ganzjährig beobachten können! Viel Spaß beim Schmökern!

Inhalt
Amsel
Wissenschaftlicher Name: Turdus merula
Unterordnung: Singvögel
Familie: Drosseln
Bestand in Deutschland: 7.650.000 – 9.300.000 Brutpaare
Rote Liste: nicht gefährdert
Die Amsel gehört zu den bekanntesten Wintervögeln in Deutschland und bleibt das ganze Jahr über in unseren Gärten, Parks und Wäldern. Ihr tiefschwarzes Gefieder beim Männchen und das warme Braun der Weibchen machen sie leicht erkennbar – selbst, wenn Schnee und Frost die Landschaft verwandeln. Während viele Zugvögel in den Süden aufbrechen, bleibt die Amsel hier und sucht eifrig nach Nahrung im Laub, auf Wiesen oder an Futterstellen.
Im Winter zeigt sie sich besonders zutraulich. Oft hüpft sie in der Nähe des Menschen umher, immer auf der Suche nach Beeren, Fallobst oder ein paar Rosinen im Schnee. Wer die Amsel im Winter beobachten möchte, kann sie an milden Wintertagen auch ganz häufig im Gestrüpp in Bodennähe finden. Obwohl ihr melodischer Gesang in der kalten Jahreszeit seltener sein mag, ist ihre Anwesenheit trotzdem immer eine große Freude.

Blaumeise
Wissenschaftlicher Name: Cyanistes caeruleus
Unterordnung: Singvögel
Familie: Meisen
Bestand in Deutschland: 3.250.000 – 4.800.000 Brutpaare
Rote Liste: nicht gefährdert
Die Blaumeise ist einer der auffälligsten Wintervögel in Deutschland. Mit leuchtend blauem Scheitel und Flügeln, der gelben Brust und dem schwarzen Augenstreif bringt sie auch in grauen Wintertagen Farbe in die Natur. Anders als viele Zugvögel bleibt die Blaumeise ganzjährig in Mitteleuropa und passt sich den kalten Monaten erstaunlich gut an. Blaumeisen verlieren im Winter bis zu zehn Prozent ihres Körpergewichts pro Nacht – sie müssen also tagsüber ununterbrochen Nahrung finden, um ihren Energiebedarf zu decken.
Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Insekten und Spinnen, doch im Winter greift sie zunehmend auf Samen, Nüsse und Fettquellen zurück. Wer Blaumeisen im Winter beobachten möchte, entdeckt schnell ihr typisches Verhalten – das unermüdliche Klettern an Zweigen und Futterplätzen, häufig sogar kopfüber. Ihre Präsenz macht deutlich, wie wichtig eine strukturreiche Natur und Lebensräume für den Erhalt unserer Vogelvielfalt sind.

Buchfink
Wissenschaftlicher Name: Fringilla coelebs
Unterordnung: Singvögel
Familie: Finken
Bestand in Deutschland: 7.550.000 – 9.050.000 Brutpaare
Rote Liste: nicht gefährdert
Der Buchfink gehört zu den häufigsten und anpassungsfähigsten Singvögeln Europas. Während er im Frühjahr mit seinem markanten Gesang die Wälder, Gärten und Parks belebt, zeigt er in der Winterzeit ein ganz anderes Verhalten – geprägt von Anpassung und sozialer Intelligenz.
Im Spätherbst trennen sich die Wege der Buchfinken: Viele weibliche Buchfinken ziehen in mildere Regionen Mittel- und Südeuropas, während die Männchen oft in ihren Brutgebieten verbleiben. Diese Teilzugstrategie ist ein charakteristisches Merkmal der Art, worauf sich auch die Übersetzung des Namens bezieht: Fringilla coelebs bedeutet „der Unverheiratete“. Die Männchen können so im Frühjahr früher wieder Reviere besetzen.
In den Wintermonaten schließen sich Buchfinken zu lockeren Schwärmen zusammen, häufig gemeinsam mit anderen Finken wie Grünfinken oder Bergfinken. Diese Gruppen durchstreifen Waldränder, Streuobstwiesen und Siedlungsbereiche auf der Suche nach Nahrung. Das Nahrungsspektrum verlagert sich nun deutlich: Statt Insekten und Larven stehen überwiegend Sämereien, Bucheckern und Getreidereste auf dem Speiseplan. In Gärten nehmen Buchfinken auch gerne Sonnenblumenkerne oder gehackte Nüsse an und sind damit äußerst beliebte Wintervögel an Futterstellen.

Eichelhäher
Wissenschaftlicher Name: Garrulus glandarius
Unterordnung: Singvögel
Familie: Rabenvögel
Bestand in Deutschland: 510.000 – 690.000 Brutpaare
Rote Liste: nicht gefährdet
Der Eichelhäher ist einer der auffälligsten und intelligentesten Vertreter der heimischen Vogelwelt. Mit seinem rosa-bräunlichen Gefieder, den schillernd blauen Flügelfedern und dem lauten, krächzenden Warnruf gehört er zu den bekanntesten Bewohnern unserer Wälder. Er gehört zur Familie der Rabenvögel und zeichnet sich durch eine hohe Lernfähigkeit, ausgeprägtes Erinnerungsvermögen und komplexes Sozialverhalten aus – Eigenschaften, die ihm zu Recht den Ruf eines besonders klugen Waldbewohner eingebracht haben.
Im Herbst legt der Eichelhäher Wintervorräten an: er sammelt unermüdlich Eicheln, Bucheckern, Haselnüsse und andere Waldfrüchte. Diese transportiert er im Kehlsack, um sie anschließend an dutzenden verschiedenen Stellen zu vergraben. Manche Früchte keimen im folgenden Frühjahr aus. Auf diese Weise trägt der Eichelhäher zudem zur natürlichen Verbreitung von Pflanzen bei. Als ideal angepasste Wintervögel leben Eichelhäher schließlich von den angelegten Vorräten. Dank seines außerordentlich guten Gedächtnisses kann er mehrere Tausend Verstecke wiederfinden, selbst wenn diese unter Schnee liegen. Er orientiert sich dabei an markanten Geländepunkten, Baumformen und Lichtverhältnissen. Während andere Vögel in den Wintermonaten in Schwärmen auftreten oder in wärmere Gebiete ziehen, bleibt der Eichelhäher seinem Revier meist treu.
Ganz typisch für den Eichelhäher sind die lauten, charakteristischen Rufe, die nicht nur der Kommunikation dienen, sondern fungieren als Frühwarnsystem für viele andere Waldbewohner. Entdeckt er eine Gefahr – etwa einen Greifvogel oder Fuchs – schlägt der „Wächter des Waldes“ laut Alarm.

Mein Vogelkalender 2026
Mit dem ersten Oktober-Sturm wehen auch die Vorbereitungen fürs nächste Jahr in mein Büro! Darf ich vorstellen: Mein Vogel-Tischkalender 2026 | 20×20 cm | beidseitig bedruckt & mit meinen eigenen Vogelfotografien.


– Werbung in eigener Sache –
Feldsperling
Wissenschaftlicher Name: Passer montanus
Unterordnung: Singvögel
Familie: Sperlinge
Bestand in Deutschland: 840.000 – 1.250.000 Brutpaare
Rote Liste: Vorwarnliste
Der Feldsperling ist der etwas kleinere und oft übersehene Verwandte des Haussperlings. An seiner kastanienbraunen Kopfkappe, dem markanten schwarzen Wangenfleck und der helleren Brust ist er vom Haussperling zu unterscheiden. Der Feldsperling bevorzugt halboffene Landschaften, Feldraine, Gärten und Waldränder – Orte zwischen Kultur- und Naturlandschaft.
Im Herbst schließt sich der Feldsperling zu größeren, lockeren Schwärmen zusammen. Diese Gruppen sind häufig auf abgeernteten Feldern oder an Futterstellen zu beobachten, wo die Vögel nach Sämereien, Getreideresten und kleinen Insekten suchen. Der ausgeprägte Gemeinschaftssinn hilft ihnen, Nahrung effizienter zu finden und Feinden besser zu entkommen. Als heimische Wintervögel punkten Feldsperlinge mit Anpassungsfähigkeit. Er bleibt ganzjährig in Deutschland und trotzt Frost und Schnee mit seinem dichten Gefieder und nutz geschützte Schlafplätze in Hecken, Sträuchern oder sogar Nistkästen. Charakteristisch sind die lebenslangen Partnerschaften der Feldsperlinge.
Der Feldsperling gilt inzwischen als Vorwarnart. Besonders in ländlichen Gebieten spürt er die Folgen des tiefgreifenden Landschaftswandels. Die fortschreitende Verarmung der Agrarflächen, der intensive Einsatz von Pestiziden sowie der Rückgang strukturreicher Wiesen und Felder führen zu einem deutlichen Rückgang des Nahrungsangebots. Gleichzeitig gehen durch Modernisierung und Gebäudesanierungen viele traditionelle Nistmöglichkeiten verloren. Diese Kombination aus Nahrungs- und Brutplatzmangel hat in den letzten Jahren zu spürbaren Bestandsrückgängen geführt. Wer in alten Obstbäumen geschützte Nistkästen anbringt und den Garten strukturreich gestaltet, kann einem Feldsperling-Trupp ein sicheres Zuhause bieten.

Gimpel
Wissenschaftlicher Name: Pyrrhula pyrrhula
Unterordnung: Singvögel
Familie: Finken
Bestand in Deutschland: 170.000 – 330.000 Brutpaare
Rote Liste: nicht gefährdet
Der Gimpel wird auch Dompfaff genannt und ist ein echter Farbtupfer in deutschen Wäldern und Gärten. Die Männchen sind leicht an ihrer auffälligen roten Brust, dem schwarzen Kopf und den weißen Flügelbinden zu erkennen. Weibchen sind dezenter gefärbt, meist in Grau- und Brauntönen, was ihnen gute Tarnung bietet.
Gimpel gehören zur Familie der Finken und sind das ganze Jahr über in Deutschland anzutreffen. Im Winter suchen sie oft die Nähe von Futterstellen in Gärten, wo sie mit Vorliebe Sonnenblumenkerne knacken. Ihr kräftiger Schnabel ist perfekt dafür gemacht, harte Samen zu öffnen, aber auch Knospen stehen auf ihrem Speiseplan.
Interessant ist ihr Gesang, denn der Gimpel gehört nicht zu den lautesten Sängern, hat aber eine sanfte, flötende Stimme. Als Wintervögel bilden Gimpel kleine Trupps oder auch größere Schwärme, die sich erst im Februar/März wieder auflösen. Sie sind recht sesshaft – einmal ein Revier gefunden, bleiben sie oft ihr Leben lang dort.

Kleiber
Wissenschaftlicher Name: Sitta europaea
Unterordnung: Singvögel
Gattung: Kleiber
Bestand in Deutschland: 1.250.000 – 1.750.000 Brutpaare
Rote Liste: nicht gefährdet
Kleiber sind flinke Bewohner unserer Laub- und Mischwälder, Parks und alten Gärten und typische Wintervögel in Deutschland. Mit seinem kompakten Körper, der blaugrauen Oberseite, dem auffälligen schwarzen Augenstreif und dem meißelförmigen, spitzen Schnabel ist er unverwechselbar. Sein klarer, pfeifender Ruf hallt oft weit durch den Wald. Ein besonderes Merkmal des Kleibers ist seine außergewöhnliche Klettertechnik: Als einziger heimischer Vogel kann er Baumstämme sowohl aufwärts als auch kopfüber abwärts laufen – ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn von Spechten und Baumläufern deutlich unterscheidet.
Im Herbst legt der Kleiber Vorräte an, indem er Samen, Bucheckern und Nüsse in Rindenspalten oder hinter loser Borke versteckt. Sein präzises Gedächtnis ermöglicht es ihm, diese Verstecke auch im tiefsten Winter wiederzufinden. Während der Wintermonate bleibt der Kleiber standorttreu und verteidigt sein Revier energisch gegen Artgenossen. Mit seinem kräftigen Schnabel kann er harte Schalen knacken, was in den eisigen Monate weitere Nahrungsmöglichkeiten sichert.

Rotkehlchen
Wissenschaftlicher Name: Erithacus rubecula
Unterordnung: Singvögel
Familie: Fliegenschnäpper
Bestand in Deutschland: 3.400.000 – 4.350.000 Brutpaare
Rote Liste: nicht gefährdet
Das Rotkehlchen gehört zu den beliebtesten Wintervögeln – ganz bestimmt auch wegen seiner geringen Scheu Menschen gegenüber. Sein rundlicher Körper, die aufrechte Haltung und vor allem die leuchtend orangerote Brust machen es unverwechselbar. Trotz seiner zarten Erscheinung ist das Rotkehlchen ein Einzelgänger: Es verteidigt sein Revier das ganze Jahr über, selbst im Winter – ein Verhalten, das unter Singvögeln selten ist.
Mit dem Herbst ändert sich sein Alltag. Zugvögel aus Nord- und Osteuropa stoßen zu den heimischen Rotkehlchen. Der Gesang der heimischen Rotkehlchen lässt mit dem Beginn des Winters nach, doch die ziehenden Rotkehlchen aus Nordeuropa singen im mitteleuropäischen Winter intensiv. Um das Winterrevier zu verteidigen, singen jedoch alle Rotkehlchen. Statt Insekten, die nun rar werden, stehen nun auch Beeren, Samen und Ameisen auf dem Speiseplan. Dank seiner wachsamen Augen und seiner schnellen Reaktionen findet es Nahrung auch in gefrorenem Laub und an schneefreien Stellen.
Rotkehlchen bilden keine Trupps – sie bleiben einzeln oder paarweise aktiv und erkennen sich gegenseitig an Gesang und Körperhaltung. In frostigen Nächten suchen die hübschen Wintervögel geschützte Plätze in Hecken, Reisighaufen oder Nistkästen auf.
Hast du gewusst, dass im Nordosten Deutschlands von Mai bis August ein kleiner Doppelgänger des Rotkehlchens lebt? Der männliche Zwergschnäpper hat ebenfalls eine orangerote Kehle – allerdings ist das Gesicht nicht gefärbt. Außerdem werden Zwergschnäpper nur 11-12 cm groß und sind somit kleiner als Rotkehlchen.

Achtsame Vogelbeobachtung im Winter
- Rücksicht ist oberstes Gebot: Im Winter verbrauchen Vögel viel Energie, um ihren Körper auf Temperatur zu halten. Jede Störung kostet Kraft – daher gilt: beobachten, nicht aufscheuchen.
- Abstand halten: Beobachtungen immer aus sicherer Distanz durchführen. Kein Annähern an Schlafplätze, Futterstellen in der Natur oder Rastgruppen.
- Ruhig verhalten: Langsame Bewegungen, gedämpfte Stimmen und keine plötzlichen Geräusche. Ideal ist ein stiller Standort mit freier Sicht.
- Natürliche Winterruhe respektieren: Niemals die Wege in Naturschutzbieten verlassen – das gilt übrigens auch im Sommer. Hecken, Schilfzonen, Waldränder oder Brachflächen sind wichtige Rückzugsorte.
- Stadtparks und Gärten zur Vogelbeobachtung nutzen: Hier sind Vögel an Menschen gewöhnt und können beobachtet werden, ohne dass sie sich gestört fühlen.
- Beobachtungen dokumentieren: Wenn du deine Sichtungen meldest, zum Beispiel bei der Stunde der Wintervögel des NABU jährlich im Januar, unterstützt du die Forschung und den Artenschutz

Dieser Beitrag könnte dich ebenfalls interessieren:
Baden-Württembergs Süden: Die schönsten Orte zur Vogelbeobachtung – Ausflüge ins Grüne
*Diese Seite enthält Werbelinks. Wenn du etwas über den Link bestellst oder buchst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich entstehen keine zusätzlichen Kosten. Ganz lieben Dank für deine Unterstützung.