Jedes Foto in diesem Kalender ist in einem realen Moment voller Emotionen entstanden – draußen, oft früh am Morgen, manchmal im Nebel, manchmal im goldenen Licht eines späten Nachmittags. Ich möchte in meinem Kalender nicht nur Motive zeigen, sondern die Augenblicke dahinter spürbar machen: das Warten, das Lauschen, das leise Rascheln im Schilf bevor ein Vogel auftaucht.

Hier findest du zu jedem Monat die kleine Geschichte, die zum Foto gehört – wo es entstanden ist, was ich in diesem Moment erlebt habe und warum genau dieses Foto für mich besonders ist. Vielleicht fühlst du beim Lesen dieselbe Freude, die ich empfunden habe, als mein Vogelfoto entstanden ist.

Lass in den Kommentaren gerne ein Feedback da, wie dir der Kalender und die Geschichten gefallen. 💚

Zum Vogelkalender 2026


Titelbild: Wacholderdrossel

Im Mai 2025 habe ich mein Herzensland besucht, um die finalen Recherchen für meinen Nordnorwegen-Reiseführer 🇳🇴 (erscheint im Frühling 2026 im Reisedepeschen-Verlag) zu erledigen. Nach der Ankunft in Tromsø waren ein paar Stunden im Grünen genau das Richtige. Da ist der See Prestvannet jedes Mal der Ort meiner Wahl.

Die nordnorwegische Natur ist Ende Mai noch längst nicht grün – hier oben in der Arktis war der See sogar noch zur Hälfte zugefroren. Doch die Vögel wissen, dass der Frühling naht: höchste Zeit für die Balz! Als ich knirschend Schritt für Schritt auf dem Schotterpfad am Seeufer entlang spazierte, flatterten gut zehn Meter vor mir zwei amselgroße Vögel von Baum zu Baum. Sie waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie mich gar nicht zu bemerken schienen. Und tatsächlich wurde ich nun Zeugin der Paarung der beiden Wacholderdrosseln.

Nur ein paar Augenblicke später entstand das Foto, das du auf dem Titel des Vogelkalenders sehen kannst. Dadurch dass die Wacholderdrosseln so nah waren, kannst du dir das wunderschöne und facettenreiche Gefieder ganz genau anschauen. Sie sind mit dem grauen Kopf, den braunen Flügeln und dem schwarz-weiß gemusterten Bauch auffällig farbenfrohe Drosseln – und optische Highlights sind schließlich der gelbe Schnabel und Augenring.

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Familie: Drosseln
📍 Wacholderdrosseln sind ganzjährig auch in Deutschland zu Hause
📏 22-27 cm groß
🌲 Lebensraum: lichte Laub- und Mischwälder, großen Parks, Gärten
🪱 Nahrung: Würmern, Schnecken und Insekten; Beeren im Herbst und Winter
💡 Hauptmerkmale: grauer Kopf und gelber Schnabel

❤️ Meine Wacholderdrossel-Liebe ist so groß, dass sie ein eigenes Kapitel in meinem Buch Vogelsommer erhalten haben.


Januar: Spornammer

A propos Nordnorwegen, egal welches Reiseziel ich mir aussuche, ich suche im Vorhinein immer nach den besten Vogelbeobachtungs-Spots. Daraus stelle ich eine Liste mit Vogelarten zusammen, die ich am jeweiligen Ort gerne finden möchte. Diese Recherche macht mir so viel Spaß, dass sie häufig etwas aus dem Ruder läuft und ich mich schließlich von Artikel zu Artikel klicke und mir sogar Dokus über die Vogelarten anschaue. Am Schluss habe ich so viel Wissen angesammelt, dass der Wunsch einer Sichtung ins Unermessliche wächst.

Doch, wer sich schon ein bisschen am Birdwatching versucht hat, weiß, wie oft Theorie und Praxis übereinstimmen… Genau, ziemlich selten! 😄

Und dann ist da der Tag der Tage. Ich bin am richtigen Ort zur richtigen Zeit. In diesem Fall bin ich weit weit in den Norden von Norwegen gereist, bis zum Fjell auf der Varanger Halbinsel. Das Fjell ist ein Landschaftstyp, wo keine Bäume mehr wachsen und in arktischen Regionen die meiste Zeit des Jahres Schneeflächen die Szenerie prägen. Genau hier habe ich mich im Juni 2025 mit einer Decke auf einen asphaltierten Parkplatz gesetzt. Und plötzlich tauchten sie auf: Herr und Frau Spornammer – an dem Ort, den ich Wochen im Voraus als geeignetes Beobachtungsgebiet herausgesucht habe. Wenn meine Pläne auf diese Weise Wirklichkeit werden, entschädigt das für alle gescheiterten Pläne der letzten Monate. Gänsehaut macht sich breit, das Lächeln ist mir ins Gesicht gemeißelt und ich kann mein Glück kaum fassen.

Zur Krönung bleit das Spornammer-Pärchen lange genug in meiner Nähe, um wunderschöne Fotos von den beiden zu schießen. Minuten, die bleiben – für immer!

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Familie: Tundraammern
📍 Spornammern brüten in der arktischen Tundra und sind in Norddeutschland mit viel Glück als Winter-Durchzügler zu sehen
📏 14-16 cm groß
🌲 Lebensraum: Hügellandschaften mit niedrigem Strauchwerk, gern in der Nähe von Gewässern
🪰 Nahrung: Insekten, Sämereien
💡 Hauptmerkmale: rotbrauner Nacken, auffällig weißer Überaugenstreif beim


Februar: Haubentaucher

Im Juli 2025 habe ich ein Naturschutzgebiet in Tübingen besucht – eigentlich wollte ich hier Kiebitze beobachten. Da sich diese aber leider nicht zeigten, erorberte der Haubentaucher meine Aufmerksamkeit.

Ein Naturschutzgebiet in Deutschland bedeutet nicht immer, dass Naturbegeisterte ideale Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung vorfinden – und genau so war es auch im Oberen Steinach. Schön angelegte Wanderwege, Beobachtungsplattformen, Parkplätze oder Infotafeln wirst du in dem knapp 7,5 Hektar großen Bereich nicht finden. Ich bin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist und knapp zehn Minuten zu Fuß von der Bushaltestelle durch eine Fußgänger-Unterführung zu meinem Wunschort gelangt. Naja fast, denn eigentlich wollte ich anschließend auch das Naturschutzgebiet Burglehen besuchen, doch für die weiten Wege hätte ich dann vielleicht ein Fahrrad mitbringen sollen.

Also habe ich mich auf das Obere Steinach beschränkt und bin am Ufer des Baggersees auf diesen wunderschönen Haubentaucher gestoßen, der mit einem kleinen Schreckmoment plötzlich direkt vor mir auftauchte.

Wusstest du, dass Haubentaucher eines der faszinierendsten Balzrituale der heimischen Vogelwelt zeigen? Wenn im Frühjahr die Sonne langsam Kraft gewinnt, verwandeln diese eleganten Wasservögel den See in eine Bühne für ihr eindrucksvolles Liebesspiel: Männchen und Weibchen schwimmen zunächst parallel zueinander, die langen Hälse gestreckt, die charakteristischen Federhauben gesträubt. Es ist, als würden sie sich im Spiegel betrachten – jede Bewegung des einen wird vom anderen exakt gespiegelt. Dann beginnt das Ritual! Beide heben sich fast gleichzeitig aus dem Wasser, schlagen mit den Flügeln, präsentieren Wasserpflanzen im Schnabel und nähern sich aufrecht Brust an Brust. Dieses Spekatakel steht auf jeden Fall auf meinem Beobachtungs-Plan für das nächste Frühjahr!

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Lappentaucher • Familie: Lappentaucher
📍 Haubentaucher sind ganzjährig in Deutschland zu beobachten
📏 46-51 cm groß, Flügelspannweite 59-73 cm
🌲 Lebensraum: Seen, langsame Fließgewässer, Teiche – oder auch auf dem Meer
🐟 Nahrung: kleine Fische, Wasserinsekten, Krebse
💡 Hauptmerkmale: langer Hals & orange-schwarzes Kopfgefieder


März: Rotkehlpieper

Falls dir die Spornammer noch ein Begriff war, könntest du beim Rotkehlpieper vielleicht kurz ins Stolpern geraten. So war es zumindest bei mir, als ich auf der Nordkinnhalbinsel in Norwegen einen Vogel entdeckte, den ich nicht zuordnen konnte. Er ähnelte zwar dem Wiesenpieper, doch durchs Fernglas konnte ich erkennen, dass er unterhalb des Schnabels eine rötlich gefärbte Kehle hat, die sich wie ein Latz bis zur Brust ausdehnt.

Wenn ich einen Vogel sehe, den ich noch nicht kenne, bin ich super aufgeregt und muss sofort herausfinden, welche Vogelart da vor mir sitzt – oder fliegt. Google spuckte auf meine Suchanfrage „Wiesenpieper mit roter Kehle“ auch sofort eine Antwort aus und da musste ich lachen. Denn der Vogel heißt tatsächlich Rotkehlpieper – da passt der Name doch mal perfekt!

Ich habe den Rotkehlpieper in einer felsigen Landschaft direkt an der Eismeerküste entdeckt, die mit Moosen und Flechten überwachsen ist. Der kleine Vogel nutzt die endlosen Dämmerstunden des arktischen Sommers, um in seinem Brutgebiet zu singen – oft im auffälligen Singflug, bei dem er sich trillernd in die Luft schraubt und dann langsam mit weit ausgebreiteten Flügeln wieder zu Boden gleitet. Dieses Verhalten hast du zu Hause vielleicht schon bei der Feldlerche gesehen. Als ich bei meinem Spaziergang eine kleine Pause einlegte, landete der innbrünstig singende Vogel ganz kurz direkt vor mir auf einem Felsen – genau dann ist mein Foto entstanden.

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Familie: Stelzen und Pieper
📍 Rotkehlpieper ist in Deutschland im August/September und April/Mai nur auf der Durchreise zu beobachten – auf seinem Vogelzug von Nordeuropa nach Afrika
📏 14-15 cm groß
🌲 Lebensraum: offenes Gelände und Sümpfe der Tundra und Taiga
🪰 Nahrung: Insekten, Würmer und Sämereien
💡 Hauptmerkmale: rötlich gefärbte Kehle


April: Meerstrandläufer

Der wohl wichtigste Aspekt in der Vogel- und Tierfotografie ist es, die Tiere in ihrem Lebensraum nicht zu bedrängen und ihr natürliches Verhalten nicht zu stören. Alle meine Tierfotografien entstehen selbstverständlich in der Wildnis, und ich habe einen guten Tipp für dich, um schöne Fotos zu machen und die oben genannten Grenzen dennoch nicht zu überschreiten.

Das beste Beispiel ist dafür vielleicht der Meerstrandläufer, denn bei kaum einem anderen Vogel kann man so tolle Fotos machen, ohne ihn zu stören. Mein Trick: Ich setze mich in sicherer Entfernung zum Vogel auf den Boden – dafür habe ich immer ein wasserdichtes Sitzkissen im Rucksack. Und dann warte ich ab, bis der Vogel entscheidet, sich mir zu nähern und nicht andersherum. Beim Meerstrandläufer klappt diese Taktik so gut, dass er häufig nur noch wenige Meter entfernt ist. Dass ich ihn trotzdem nicht störe, merke ich daran, dass er meist zusammen mit Artgenossen im Sand nach kleinen Würmchen pickt. Er ist immer in Bewegung und flitzt, den Wellen folgend, am Strand auf und ab.

Meerstrandläufer sind nur wenig scheu und folgen ihrem natürlichen Verhalten, wenn du dich in ihrer Nähe ganz ruhig verhältst und kein schnellen Bewegungen machst. Genau in so einem Moment ist dieses Foto im vergangenen Mai in Nordnorwegen entstanden. Versuch’s doch mal selbst – die Meerstrandläufer sind wirklich sehr fotogen!

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Limikolen • Familie: Schnepfenvögel
📍 Meerstrandläufer sind Brutvögel in Nordeuropa und häufig zur Überwinterung an Nord- oder Ostsee zu sehen
📏 19-22 cm groß
🌲 Lebensraum: Küsten in felsiger, karger Tundra
🐌 Nahrung: kleine Krebse, Schnecken, Insekten
💡 Hauptmerkmale: langer schwarzer Schnabel mit gelborangem Ansatz, leuchtend gelborange Beine


Mai: Rohrammer

Ich versuche, mindestens einmal pro Jahr eines der schönsten und artenreichsten Naturschutzgebiete in Baden-Württemberg zu besuchen – und zwar den Federsee in Bad Buchau. Und weil dieser Ort echt eine Garantie für tolle Vogelfotos mit sich bringt, haben es gleich drei Fotos vom letzten Federsee-Besuch in meinen Vogelkalender 2026 geschafft.

Los geht’s mit der ersten Vogelbegegnung. Die männliche Rohrammer, die sich eine ganze Weile im Schilf direkt am Federseesteg aufgehalten hat, ist für mich sehr zuverlässig am Gesang zu erkennen. Vor allem zur Balzzeit sitzt er gerne weit oben am Schilfrohr und trällert seine recht kurzen, aber schönen Lieder. Schmunzeln muss ich dann immer, weil er den kräftigen Schnabel beim Singen so weit aufreißt. Bei der Goldammer sieht der aufgerissene Schnabel übrigens fast identisch aus – aber sie klingt natürlich anders.

Falls ich die Rohrammer mal nicht singend beobachten kann, erkenne ich sie ganz leicht an ihrem typischsten Merkmal: sie hat eine weiße Gefiederzeichnung in Form eines Schnurbarts. Auf meinem Foto sind die Federn etwas zerzaust, normalerweise ist der Schnurbart viel sauberer zu erkennen.

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Gattung: Ammern
📍 Rohrammern sind bei uns von März bis Oktober in den Brutgebieten, zur Überwinterung ziehen häufig nördlichere Populationen nach Deutschland
📏 13- 15 cm groß
🌲 Lebensraum: Schilfgebiete in der Nähe von Gewässern und Feuchtwiesen
🌾 Nahrung: Gräsersamen, Insekten, Spinnen und kleine Schnecken
💡 Hauptmerkmale: weißer Schnurbart beim


Juni: Rauchschwalbe

Federnd gaben die Holzplanken meinen Schritten nach, während die Sonnenstrahlen an diesem Julimorgen schon einen Pulli überflüssig machten. Der typische Moorgeruch ist in diesem Naturschutzgebiet immer präsent und schon seit meiner Kindheit komme ich hier her, um die beeindruckende Artenvielfalt zu bestaunen. Hier in der Nähe des Schwenninger Moos bin ich aufgewachsen und obwohl ich meine Spaziergänge längst nicht mehr zählen kann, entdecke ich doch fast immer etwas Neues.

Heute ist mein Wohnort etwas weiter entfernt und bei einem Besuch Mitte Juli sind mir sofort die vielen Rauchschwalben aufgefallen, die auf den skurril gebogenen Ästen der toten Bäume saßen. Nur wenige der Schwalben hatten die typischen langen Schwanzspieße, die meisten war rund um die weißen Bauchfedern richtig flauschig. Die Schwanzfedern waren zwar geteilt, aber noch lange nicht so lang wie bei den erwachsenen Rauchschwalben.

Die jungen Vögel waren bereits flügge und sind so knapp an mir vorbei geschossen, dass ich einen Lufthauch spüren konnte. Junge Schwalben fliegen offensichtich nicht nur bei schlechtem Wetter tief… 😀 Und während ich mit dem Fernglas nach den vielen Schwalben auf den weiter entfernten Ästen geschaut habe, ist mir zuerst komplett entgangen, dass sich drei junge Rauchschwalben direkt hinter mich gesetzt haben. Im Augenwinkel habe ich dann plötzlich die Bewegung gesehen und da saßen sie friedlich und haben ihr Gefieder geputzt. Die Scheu vor Menschen haben sie hoffentlich noch gelernt, doch für mich war es echt ein traumhafter Moment!

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Familie: Schwalben
📍 Rauchschwalben verbringen die Brutzeit von April bis Oktober in Deutschland
📏 17-19 cm groß
🌲 Lebensraum: ländliche Gegenden mit offenen Scheunen, Ställen und verwinkelten Gebäuden
🦟 Nahrung: Insekten, hauptsächlich Fliegen und Mücken, oder Spinnen
💡 Hauptmerkmale: braunrotes Gesicht, weißer Bauch & tief gegabelter Schwanz mit den langen Spießen


Juli: Teichrohrsänger

Weiter geht’s mit dem zweiten Foto von meinem Federsee-Besuch – und das ist eines meiner absoluten Lieblingsfotos aus dem Jahr 2025. Wie das winzige schwarze Knopfäuglein, eingerahmt von feinen beigefarbenen Federn, durch das Seegras blickt… Dieser Teichrohrsänger hat mein Herz wirklich im Sturm erobert. Ich habe sowieso eine Schwäche für alle Singvögel, die im Schilf leben. Es ist einfach so ulkig, wie sie sich an den Halmen festhalten – manchmal sogar je Fuß an einem anderen Halm.

Im Fall des Teichrohrsängers hat mich aber das Gefieder so fasziniert, das ich auf einer Holzbank sitzend, aus unmittelbarer Nähe bestaunen konnte. Durchs Fernglas konnte ich sehen, wie verästelt und hauchzart jede einzelne Feder aussieht. Und besonders arg freue ich mich, dass mein Foto so gestochen scharf gelungen ist, dass ich diese beeindruckende Struktur der Federn für immer festhalten konnte.

Ansonsten ist es sein Gesang, der Aufmerksamkeit erregt. Das ist ein faszinierendes Durcheinander aus Trillern, Schnarren, Pfeifen und Imitationen – ein improvisiert wirkendes Konzert. Er singt unermüdlich, verborgen zwischen den Halmen. Es ist, als würde er das ganze Leben im Schilf in Töne fassen – das Rascheln der Gräser und Halme im Wind, das Summen der Insekten, das leise Plätschern des Wassers. Blicken lässt sich dieser tolle Vogel meist nur ganz kurz. Und Achtung, er hat unglaublich viele Doppelgänger-Arten, die ihm zum verwechseln ähnlich sehen, zum Beispiel der Sumpfrohrsänger.

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Familie: Rohrsänger
📍 Teichrohrsänger verbringen die Brutzeit von Ende April bis September/Oktober in Deutschland
📏 12-14 cm groß
🌲 Lebensraum: dichte Schilfzonen
🕷️ Nahrung: Weichtiere, Spinnen, Insekten und Larven
💡 Hauptmerkmale: Schnabel länger als beim Sumpfrohrsänger; Beine sind dunkler und grauer


August: Goldregenpfeifer

Ja, mein Jahr war sehr norwegisch geprägt – und eine Vogelart hat mich dort die ganze Zeit über begleitet. In viel größerer Zahl als bei meinen bisherigen Norwegenreisen. Die Goldis waren einfach überall – und wenn man sich einmal seinen Ruf eingeprägt hat, hört man ihn in der Tundra andauernd. Püüü-Pli-Pli-Püüü-Pli-Pli! Zu seinen herzallerliebsten Lautäußerungen kommt auch noch seine unschlagbare Niedlichkeit dazu. Ein geschwungenes, weißes Band umrahmt den kleinen Vogel – von der Stirn bis zum Bürzel. Darunter hat er ein kleines schwarzes Gesicht und einen schwarzen Bauch. Und darüber ist er wild gemustert – du wirst es nicht glauben: gesprenkelt mit goldenen, kleinen Federn, die in der Sonne glitzern!

Es ist fast unverschämt, wie hübsch die Goldregenpfeifer sind. Außerdem flitzen sie flink über die moosbewachsenen Ebenen und sind dabei immer wachsam. Von meinen vielen Goldi-Fotos habe ich das ausgewählt, das seinen Lebensraum und sein Verhalten am besten widerspiegelt. Der Vogel thront leicht erhöht auf einer kleinen Anhöhe, die durch den moosigen Untergrund wie ein Kissen wirkt, und blickt interessiert in die Ferne. Leider kann mein seinen Ruf im Foto nicht einfangen, denn dieser würde den Moment perfektionieren.

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Limikolen • Familie: Regenpfeifer
📍 Goldregenpfeifer treffen im Frühling und Herbst in großen Zugvogelschwärmen am Wattenmeer ein – allerdings im unauffällig Schlichtkleid
📏 25-28 cm groß
🌲 Lebensraum: Moore, Sumpflandschaften, Heiden und kurzrasige Wiesen
🕷️ Nahrung: Insekten, Würmer, Schnecken, Beeren und Sämereien.
💡 Hauptmerkmale: unverkennbare goldene Federn im Prachtkleid


September: Bartmeise

Und nun das dritte Foto vom Federsee in Bad Buchau. Im Juli 2025 habe ich hier endlich diese Vogelart entdeckt, die ich schon sooo lange sehen wollte. Es waren sogar richtig viele Bartmeisen, die ich sehr früh morgens beobachten konnte. Zuerst hüpften zwei Schwärme mit jeweils knapp acht Bartmeisen kurz nacheinander auf dem Federseesteg herum. Doch mein Highlight folgte dann erst auf dem Rückweg, als ein Bartmeisen-Pärchen ganz nah auf dem Holzgeländer saß und anschließend ins Schilf flog. Dort gelang mir dann auch mein Foto vom Bartmeisen-Männchen und ich habe mich riesig gefreut!

Die winzigen Vögel mit den langen Schwänzen und – bei den Männchen – dem markanten schwarzen Bart sind echte Hingucker. Sie klettern akrobatisch an den Schilfhalmen entlang, hangeln sich kopfüber durch das Dickicht und wirken dabei so federleicht, als gäbe es gar keine Schwerkraft. Bartmeisen sind super anpassungsfähig. Im Sommer ernähren sie sich von Insekten, im Winter stellen sie komplett auf Samen um – und ihr Verdauungssystem passt sich einfach an. Kaum eine andere Art ist so flexibel unterwegs!

Besonders gut gefällt mir das pastellfarbene Gefieder und ihr kugeliger Körperbau – irgendwie sehen sie aus wie kleine Federbällchen. Und sobald so ein kleiner Bartmeisen-Trupp die Naturbühne betritt, liegt plötzlich so viel Lebenfreude in der Luft!

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Familie: Bartmeisen
📍 Bartmeisen sind ganzjährig in ihren Brutgebieten bei uns in Deutschland zu sehen – wie schön!
📏 14-16 cm groß
🌲 Lebensraum: dichte, ausgedehnte Schilfflächen mit Altschilf
🦟 Nahrung: Insekten und Schilfsamen
💡 Hauptmerkmale: schwarzer Bart beim


Oktober: Schwarzkehlchen

An einem eiskalten Aprilmorgen, an dem ich mich fragte, ob der Frühling wirklich schon da ist, machte ich mich auf den Weg ins Pfrungener Ried. Das Naturschutzgebiet lag unter so dichtem Nebel, dass ans Fotografieren fast nicht zu denken war. Mein Atem stand in der Luft, und außer den durchdringenden Rufen des Rohrschwirls war alles still und irgendwie unheimlich. Hast du schon mal Silent Hill gesehen?

Aber dann hab ich’s entdeckt – mein erstes Schwarzkehlchen. Winzig klein und da es mit dem Rücken zu mir saß, pechschwarz. Dadurch hat sich seine Silhouette perfekt von der nebeligen Umgebung abgehoben. Es saß ganz oben auf der Spitze eines Schilfrohrs. Ganz selbstbewusst irgendwie, als würde es genau wissen, dass es gerade der Star des Moments war. Und ich habe einfach nur gebetet, dass es sitzen bleibt, bis ich meine Kamera wieder aus dem Rucksack geholt hatte. Das Motiv hatte ich schon im Kopf!

Ich hielt den Atem an, löste aus – und wusste sofort: Das wird ein tolles Foto, vor allem, da der Lebensraum des Vogels ebenfalls so gut in Szene gesetzt war! Seitdem verbinde ich das Schwarzkehlchen mit diesem Gefühl: geduldig sein, durchhalten – und dann plötzlich für einen kurzen Moment alles erleben, wofür man draußen in der Kälte ist.

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Familie: Fliegenschnäpper
📍 Schwarzkehlchen können von März bis Oktober in Deutschland beobachtet werden
📏 11-13 cm groß
🌲 Lebensraum: offene Brachen, Wiesen, Heideflächen und Moore
🦟 Nahrung: Insekten und Spinnen
💡 Hauptmerkmale: orangebraune Unterseite, schwarzer Kopf und weißer Halsfleck beim


November: Ringeltaube

Manchmal sind es die ganz alltäglichen Vogelarten, die am meisten Liebe verdienen. Denn obwohl ich an Nord- und Ostsee diesen Herbst so einige neue Vogelarten beobachten konnte, ist es die Ringeltaube, die mir mit den schönsten Begegnungen in Erinnerung bleiben wird.

Die Schönheit dieses Fotos möchte ich gerne dafür nutzen, um den viel zu unterschätzten Tauben eine Bühne zu bieten. Viele sehen in ihnen nur „Allerweltsvögel“, schlimmstenfalls werden sie sogar als lästig empfunden – dabei sind sie genauso faszinierende Wildvögel wie Rotkehlchen, Blaumeise & Co. mit spannenden Verhaltensweisen und einer wichtigen Rolle im Ökosystem.

Ringeltauben ernähren sich von Beeren, Knospen, Körnern – und tragen dadurch dazu bei, dass sich Pflanzensamen ausbreiten können. Neben Flamingos und Pinguinen sind Tauben außerdem die einzigen Vögel, die ihre Jungen mit einer Art „Milch“ versorgen, die im Kropf produziert wird. Diese ist besonders nährstoffreich und sorgt für schnelles Wachstum der Küken.

Lasst uns Tauben endlich mehr wertschätzen – sie sind wunderschöne und beeindruckende Vögel, die Respekt verdienen. Und Übrigens: Der Mythos der Krankheitsübertragung durch Tauben hält sich hartnäckig, obwohl er wissenschaftlich längst differenziert betrachtet werden muss. Das Risiko, sich durch Tauben mit Krankheiten zu infizieren, ist nach aktuellem Forschungsstand nicht höher als bei anderen Wildvögeln wie Amseln oder Meisen. Direkter Kontakt mit Kot oder toten Tieren sollte grundsätzlich – wie bei jeder Vogelart – vermieden werden. Und ansonsten ist es jetzt an der Zeit, die Vorurteile loszulassen und (Ringel-)Tauben endlich mehr zu beachten.

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Taubenvögel • Familie: Tauben • Gattung: Feldtauben
📍 Ringeltauben können ganzjährig in Deutschland beobachtet werden
📏 38-43 cm groß
🌲 Lebensraum: sehr variabel, Parks, Gärten, Wälder, Wiesen und Felder
🌾 Nahrung: Beeren, Knospen, Körnern, Samen, Getreide, Mais, Pflanzenteile
💡 Hauptmerkmale: deutlich größer als Straßentauben, weißer Fleck am Hals


Dezember: Fitis

Ein letztes Norwegen-Foto muss noch sein! Dafür aber von einer Vogelart, die wir genau so gut auch in Deutschland beobachten können.

An der windigen Nordküste Norwegens kann ein Juni-Nachmittag ziemlich ungemütlich werden. Der Wind kam vom Meer, dunkle Wolken zogen auf, und das Licht wurde immer kühler – eigentlich höchste Zeit, um sich in die warme Unterkunft zurückzuziehen. Aber plötzlich tauchte er auf, ein kleiner Fitis, flatternd zwischen den kahlen Ästen hat er ganz mutig dem Wind getrotzt. Erst saß er ein paar Meter entfernt und kam dann immer näher – Busch für Busch – bis er schließlich direkt vor mir landete, keine drei Meter entfernt. Ich musste mit dem Teleobjektiv sogar rauszoomen, um ihn überhaupt ins Bild zu bekommen.

Das Verrückte war, dass er völlig entspannt wirkte. Vielleicht konnte er mich im Sturm einfach nicht hören, vielleicht sah er in mir deshalb keine Gefahr? Und dann begann er zu singen – glockenklar, sein typisches, absteigendes Fitis-Lied, das so melancholisch klingt. Für ein paar Minuten war da nur dieser kleine Vogel, der kräftige, rüttelnde Wind und sein Gesang – so nah, dass ich fast vergessen habe, den Auslöser zu drücken. Diese Momente, in denen Tiere dir zu vertrauen scheinen, die lösen in mir die größte Ehrfurcht und Dankbarkeit aus.

Kurzer Steckbrief

🧬 Ordnung: Sperlingsvögel • Unterordnung: Singvögel • Familie: Laubsänger
📍 Der Fitis verbringt seine Brutzeit von Ende März bis Oktober in Deutschland, im Winter zieht er nach Afrika
📏 11-13 cm groß
🌲 Lebensraum: trockene bis feuchte Standorte, aufgelockerten Wälder, Gebüsche sowie Lichtungen
🦟 Nahrung: Insekten und Spinnen; im Sommer gelegentlich Früchte und Beeren
💡 Hauptmerkmale: Achtung, der Zilpzalp sieht im sehr ähnlich; bestes Bestimmungs-Merkmal ist der Gesang


Und falls du noch nicht genug von der Vogelwelt hast, findest du hier ein paar der diesjährigen Vogelbeobachtungen im Videoformat!


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